Der Tod von Prinz Philip, der vom Buckingham Palace in London am Freitagmittag bekanntgegeben wurde, hat auch in der jüdischen Gemeinschaft und in Israel zahlreiche Reaktionen hervorgerufen.
DIENST Marie van der Zyl, Präsidentin des Dachverbands Board of Deputies of British Jews, sprach Königin Elizabeth II. und den anderen Mitgliedern der königlichen Familie ihr »tief empfundenes Beileid« aus. »Prinz Philip hat sein Leben lang der Öffentlichkeit gedient, von seinem aktiven Dienst in der Marine während des Zweiten Weltkriegs bis hin zu den Zehntausenden von Terminen, die er in sechseinhalb Jahrzehnten für das Königshaus wahrgenommen hat«, erklärte sie.
Zu den vielen öffentlichen Engagements Philips gehörte 2015 ein Besuch im ehemaligen Nazi-Todeslager Bergen-Belsen, wo er gemeinsam mit Königin Elizabeth II. zu Ehren der Opfer einen Kranz niederlegte. Philips Mutter, Prinzessin Alice von Battenberg, ist in Jerusalem begraben und wird von Yad Vashem seit 1994 als Gerechte unter den Völkern geehrt, weil sie in der Zeit der Schoa in Athen eine jüdische Familie vor den Nazis gerettet hatte.
Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis drückte in seinem Beileidsschreiben ebenfalls das Mitgefühl der jüdischen Gemeinschaft zum Tode Prinz Philips aus. »Ich habe meine persönlichen Gespräche mit dem Herzog von Edinburgh sehr genossen und war von seinem außergewöhnlichen Pflichtbewusstsein tief beeindruckt war«, sagte er.
VORBILD Der Prinz sei ein Vorbild dafür gewesen, so Mirvis weiter, wie man bis ins hohe Alter aktiv bleiben könne. Der Rabbiner würdigte den Verstorbenen als »selbstlose und loyale Person«, und erinnerte an seine Sympathien für die jüdische Gemeinschaft. Der Community Security Trust erklärte, man werde immer dankbar sein »für Prinz Philips Hingabe und Unterstützung für die jüdische Gemeinde in Großbritannien.«
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte den britischen Königinnengemahl einen »vollkommenen Staatsdiener«.
Der Vorsitzende des orthodoxen Gemeindeverbands United Synagogue, Michael Goldstein, sagte, der Herzog von Edinburgh sei »eine Konstante für Generationen von United-Synagogue-Mitgliedern und deren Familien, die breitere jüdische Gemeinschaft und die Nation im Allgemeinen gewesen.«
»Seine Präsenz, gemeinsam mit der der Königin, bei einer Veranstaltung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums unseres Bestehens im Jahr 1970 ist noch in guter Erinnerung, ebenso wie seine Führungsrolle bei Themen wie dem Wohlergehen junger Menschen, der Umwelt und der Tierwelt sowie dem Sport.
SYMPATHIEN »Als Juden ist es uns aufgetragen, die Welt besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Prinz Philip hat sich für gute Zwecke eingesetzt und viele Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt, was bedeutet, dass er genau das getan hat. Er hat sich die Zuneigung unserer Gemeinde und der Nation verdient und wird schmerzlich vermisst werden. »Wir wünschen der Königin und der königlichen Familie ›chayim aruchim‹, ein langes Leben«, sagte Goldstein.
Die Organisation Shomrim im Londoner Stadtteil Stamford Hill lobte Philips »jahrelangen engagierten Dienst«. Die jüdische Schauspielerin Tracy-Ann Oberman sagte, sein Tod bedeute »das Ende einer Ära.«
Prinz Philip wurde im vergangenen Monat nach einem vierwöchigen Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen. Dort war er wegen einer Infektion behandelt worden und musste sich einem Eingriff unterziehen.
DEUTSCHLAND Auch der deutsche Botschafter in London, Andreas Michaelis, drückte sein Beileid aus. »Es ist ein enormes Privileg, dass er Deutschland so häufig besucht und uns geholfen hat, eine sehr enge Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland aufzubauen«. Der Verstorbene hatte auch deshalb ein enges Verhältnis zu Deutschland, weil seine älteren Schwestern dort verheiratet waren.
Philips Mutter Alice von Battenberg stammte aus dem Geschlecht der Großherzöge von Hessen. Sie war die Urenkelin der britischen Queen Victoria. Philip besuchte zeitweilig die Eliteschule Salem in Süddeutschland und sprach fließend Deutsch. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der britischen Marine. Seine Schwestern waren dagegen mit überzeugten Nationalsozialisten verheiratet. Für die Hochzeit mit der britischen Thronfolgerin Elizabeth 1947 musste Philip seinen Titel »Prinz von Griechenland und Dänemark« sowie seine Nationalität aufgeben. (mit dpa)