Sean Spicers misslungener Vergleich zwischen Adolf Hitler und dem syrischen Diktator Bashar al-Assad hat weltweit für Empörung gesorgt. Der Sprecher des Weißen Hauses hatte am Dienstag auf einer Pressekonferenz gesagt: »Nicht einmal Hitler ist so tief gesunken, Chemiewaffen einzusetzen.« Auf Nachfrage einer Journalistin, was genau Spicer damit meine, sagte er: »Wenn es um Sarin-Gas geht: Er hat kein Sarin gegen sein eigenes Volk eingesetzt. Jedenfalls nicht so, wie es Assad tut.« Hitler habe Menschen in »Holocaust-Center« gesperrt.
In einem Interview mit dem CNN-Journalisten Wolf Blitzer entschuldigte sich Spicer später für seine Aussage. Sie sei »unangebracht und unsensibel« gewesen.
Holocaust-Leugnung Steven Goldstein, Geschäftsführer des »Anne Frank Center for Mutual Respect« richtete auf Twitter eine Botschaft an den US-Präsidenten Donald Trump: »Feuern Sie Sean Spicer wegen Holocaust-Leugnung!« In einem angefügten Statement hieß es: »Spicers Statement ist die übelste Aussage, die wir je von einem Pressesprecher des Weißen Hauses gehört haben.« Ihm fehle jegliche Integrität, weiter als Sprecher des Weißen Hauses tätig zu sein.
Das Washingtoner US-Holocaust-Museum postete als Reaktion auf Spicers Aussagen ein Video von der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald. »Bildmaterial, das zeigt, was US-Streitkräfte vorfanden, als sie Buchenwald befreiten«, hieß es in dem Tweet.
David Harris, Direktor des American Jewish Committee (AJC), zeigte sich »verwundert« über Spicers Behauptung, Hitler habe keine chemischen Waffen eingesetzt. In einem Statement des AJC heißt es: »Jegliche Vergleiche zwischen Hitler und anderen Diktatoren oder zwischen dem Holocaust und anderen Tragödien, wie der in Syrien, sind heikel und nicht ratsam.«
Verantwortung Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem schlägt dem Pressesprecher des Weißen Hauses vor, sich fortzubilden. »Besuchen Sie unsere Website und machen Sie sich schlau«, forderte Yad Vashem Spicer einen Tag nach dessen Aussagen auf. Der Direktor der Bibliothek in der Gedenkstätte, Robert Rozett, ist äußerst besorgt über die Sätze des Pressesprechers: »Seine Aussagen zeugen von einem schwerwiegenden Mangel an Wissen über die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs und der Schoa. Darüber hinaus könnten sie all jene stärken, deren Ziel es ist, die Geschichte zu verzerren.«
Auch israelische Politiker, die sich derzeit in der Pessach-Pause befinden, zeigten sich entsetzt. Verkehrsminister Yisrael Katz (Likud) twitterte, der Kommentar von Spicer sei ungeheuerlich. »Es gibt eine moralische Verantwortung, die der politischen vorangeht. Wir müssen verlangen, dass er sich entschuldigt oder zurücktritt«, so der Minister. Nachdem Spicer mehrfach sein Bedauern ausgedrückt hatte, erklärte Katz in einem Interview im israelischen Armeeradio, die Entschuldigung sei für ihn akzeptabel. »Es war gut, dass sie eindeutig war.«
Wissensmangel Efraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Center sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Der komplett fehlerhafte Vergleich des Pressesprechers des Weißen Hauses Sean Spicer bezüglich des Einsatzes von Chemiewaffen durch Bashar al-Assad sollte in der jüdischen Gemeinschaft keine übermäßige Besorgnis auslösen. Allerdings sollten sich Mitarbeiter der Trump-Regierung fragen, ob er für diese Position, die er gerade hat, der Richtige ist.«
Es sei, sagte Zuroff, sicherlich nicht die Absicht Spicers gewesen, das Verbrechen des Holocaust zu leugnen, aber seine Bemerkungen zeigten einen »abgrundtiefen Mangel an historischem Verständnis für die tragischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs«.
Die Aussage der französischen Politikerin Marine Le Pen, die Frankreichs Beteiligung an der Judenverfolgung bestritten hat, »ist weitaus gefährlicher«, betonte Zuroff. Er nannte dies einen »eklatanten und unverschämten Fall von Holocaust-Verzerrungen«.
Streisand Auch Prominente aus der Showbranche äußerten sich. Die Schauspielerin Barbra Streisand schickte folgende Nachricht über Twitter: »Sean Spicer sollte dafür gefeuert werden, dass er gesagt hat, Hitler habe keine chemischen Waffen gegen ›seine eigenen Leute‹ eingesetzt. Er glaubt also, dass sechs Millionen Juden nicht zählen?«
»Das ist kein kluger Mann. Ich hoffe, dass wir uns wenigstens alle darauf einigen können«, twitterte der Scrubs-Schauspieler Zach Braff zu Spicers Statement. ja