Bei Ausgrabungen im ehemaligen NS-Vernichtungslager Sobibor in Südostpolen haben Archäologen einen Anhänger gefunden, der möglicherweise einer Verwandten von Anne Frank aus Frankfurt am Main gehört hat. Das teilte die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Sonntag mit.
Einen ähnlichen Anhänger hatte die gebürtige Frankfurterin Anne Frank besessen, die Anfang 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen gestorben war und postum durch ihr Tagebuch weltberühmt wurde.
Anhänger Auf einer Seite des dreieckigen Anhängers stehen auf Hebräisch die Worte »Mazal tov« und das Geburtsdatum 3. Juli 1929 sowie die Ortsangabe Frankfurt a. M. Auf der anderen Seite sind der hebräische Buchstabe »Hej«, der Gott symbolisiert, und drei Davidsterne zu sehen. Yad Vashem geht davon aus, dass der Anhänger einem Mädchen namens Karoline Cohn gehört hat. Cohn und Frank seien im selben Jahr in Frankfurt geboren worden und möglicherweise verwandt, hieß es in der Mitteilung.
Der Anhänger, weitere Schmuckstücke und Uhren sind laut Yad Vashem bei Ausgrabungen von Forschern aus Polen, Israel und den Niederlanden gefunden worden – und zwar vermutlich an der Stelle, an der Frauen sich auf dem Weg in die Gaskammern ausziehen mussten. Dabei seien die Gegenstände offenbar unter die Holzdielen auf den Weg gefallen, der in den Tod führte.
Ghetto Minsk Karoline Cohn war laut Medienberichten am 11. November 1941 aus Frankfurt am Main nach Minsk deportiert worden. Das Minsker Ghetto wurde im September 1943 liquidiert und die jüdischen Gefangenen nach Sobibor gebracht. Es ist nicht klar, ob das Mädchen Karoline bereits im Minsker Ghetto starb oder später im Vernichtungslager Sobibor.
Yad Vashem ruft jetzt Verwandte oder Bekannte von Karoline Cohn auf, sich zu melden. Gesucht wird außerdem nach Kontaktpersonen zu Sophie Kollmann, die 1978 Gedenkblätter für Karoline und ihre Eltern Richard und Else Cohn ausgefüllt hatte. Wer über entsprechende Informationen verfügt, kann sich an Yoram Haimi wenden: yoramhai@israntique.org.il.