Trauer

Eine Mutter der Plaza de Mayo

Einen Tag vor ihrem 97. Geburtstag ist die Auschwitz-Überlebende Sara Rus in Buenos Aires gestorben

von Victoria Eglau  16.02.2024 09:55 Uhr

Sara Rus sel. A. (1927–2024) Foto: Victoria Eglau

Einen Tag vor ihrem 97. Geburtstag ist die Auschwitz-Überlebende Sara Rus in Buenos Aires gestorben

von Victoria Eglau  16.02.2024 09:55 Uhr

»Ich gehe immer in Richtung Leben, nicht in Richtung Tod«, sagte Sara Rus bei einem Interview. Da war sie 89 Jahre alt. Und tatsächlich: Sara sprühte vor Leben und Energie, erzählte froh von ihren Urenkeln und ihrer Tanzgruppe. Einen Tag vor ihrem 97. Geburtstag ist sie nun in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gestorben.

Dorthin war Sara Rus ausgewandert, nachdem sie das Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte. Im KZ Mauthausen wurde sie als 18-Jährige von den US-Amerikanern befreit, da wog sie nur noch 30 Kilo. Ihre Mutter überlebte den NS-Terror ebenfalls, ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet.  

Sara Rus wurde 1927 als Scheijne Miriam Laskier in Lodz geboren. Im Ghetto der polnischen Stadt lernte sie ihren späteren Mann Benno kennen. In Argentinien wurde er zu Bernardo, gemeinsam bauten sie sich ein neues Leben auf und bekamen ihre Kinder Daniel und Natalia.

In dieser neuen Heimat erlebte Sara Rus später die zweite große Tragödie ihres Lebens: In den 70er-Jahren wurde ihr Sohn Daniel, ein 27-jähriger Atomphysiker, in Buenos Aires von Militärs verschleppt. Er ist einer der Tausenden von »desaparecidos«, Verschwundenen, der argentinischen Diktatur. Sara wurde zu einer der mutigen »Mütter der Plaza de Mayo«, forderte mit einem weißen Kopftuch Aufklärung über Daniels Schicksal – vergeblich. Lange weigerte sie sich, zu akzeptieren, dass ihr Sohn ermordet worden war.

Niemand hat ihr je seine sterblichen Überreste übergeben, sie und Bernardo hatten Daniel nicht begraben können. Nach Jahrzehnten der Suche schließlich bat Sara einen Rabbiner, für Daniel das Kaddisch zu sprechen. Viele Jahre lang ging sie in Schulklassen, um davon zu erzählen, wie sie zwei Schreckensregime, zwei Tragödien überlebt hatte. »Ich höre nicht auf, zu reden und zu kämpfen«, sagte sie. Ihre starke Stimme wird fehlen.

Tschechien

Oscar-reifer Held am Mikrofon

»Wellen« feiert den KZ-Überlebenden Milan Weiner, der 1968 die Sowjets in Schach hält

von Kilian Kirchgeßner  17.11.2024

USA

Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Gesundheitsminister

Donald Trump beruft mit Robert F. Kennedy einen Mann als Gesundheitsminister, der auch durch antisemitische Verschwörungstheorien von sich reden macht

von Michael Thaidigsmann  15.11.2024

Imanuels Interpreten (1)

Flora Purim: Das Unikum

Die in Rio de Janeiro geborene Sängerin liefert eine einzigartige Melange der Klänge

von Imanuel Marcus  15.11.2024

Meinung

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Paris

Rauchbomben, Buhrufe und eine Schlägerei

Die Stimmung beim Spiel Frankreichs gegen Israel war spürbar aggressiv

 14.11.2024 Aktualisiert

Paris

Unruhen am Vorabend des Länderspiels Frankreich–Israel

Die Stimmung in der Hauptstadt ist hochaggressiv

 14.11.2024

Thailand

Warnung vor Anschlägen auf Israelis bei Full Moon Party

Sie ist Asiens beliebteste Strandfeier. Aber jetzt ist Vorsicht geboten

von Carola Frentzen  14.11.2024

Mailand

Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

Aus Angst vor Protesten nimmt ein Filmtheater »Liliana« aus dem Programm

von Robert Messer  14.11.2024

USA

Leinwand-Kämpfer

»Fauda«-Star Lior Raz schwitzt und blutet nun auch in »Gladiator II«. Damit gehört er zur jüdischen A-List der Traumfabrik – und wird Teil einer alten Tradition

von Sarah Thalia Pines  14.11.2024