Jackie Jakubowski ist tot. Diese Nachricht hat viele Menschen in Schweden zutiefst erschüttert – und weit darüber hinaus, innerhalb und außerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Der Journalist und Buchautor starb nach langer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Das teilte am Montag seine Familie mit.
Jakubowski galt als einer der wichtigsten Intellektuellen in Schweden. Freunde, Kollegen und Wegbegleiter beschreiben ihn als »klug, warmherzig, empathisch, neugierig und aufrichtig« mit »scharfem Verstand« und »Weitblick«, als »Stimme der Vernunft für Vielfalt und Toleranz« – als »Mentsh«.
VERLUST Mit Bestürzung reagierte etwa Aron Verständig, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Stockholm, auf die Nachricht von Jackie Jakubowskis Tod. »Jackie war jahrzehntelang eine der stärksten und kenntnisreichsten jüdischen Stimmen in Schweden«, schreibt er auf der Webseite der Jüdischen Gemeinde Stockholm. »Dass er nun nicht länger unter uns weilt, ist ein großer Verlust – nicht nur für uns schwedische Juden, sondern für die ganze Gesellschaft.«
Dabei war sein Werdegang vom polnisch-jüdischen Flüchtling zu einer der schillerndsten Figuren der schwedischen Kulturlandschaft, der im Jahr 2000 als »Journalist des Jahres« ausgezeichnet wurde, keineswegs selbstverständlich.
Es ist Jackie Jakubowskis Verdienst, dass die »Judisk Krönika« heute als unabhängige, moderne und authentische jüdisch-schwedische Kulturstimme wahrgenommen wird.
1951 in Stettin geboren, verließ Jackie Jakubowski 1970 seine Heimat Polen zusammen mit seinem Vater in Richtung Schweden. Die antisemitische Politik der polnischen Regierung zwang den damals 19-Jährigen zur Ausreise. Die akkurate Packliste von damals auf kariertem Papier – Wollweste, vier Hemden und ein Buch über jüdische Geschichte – sowie die ebenso sorgfältig aufbewahrte vergilbte Wartenummer seines ersten Besuches beim Stockholmer Arbeitsamt stellte der Journalist später dem Jüdischen Museum Stockholm zur Verfügung.
Journalistische Erfahrungen hatte Jackie Jakubowski bei seiner erzwungenen Flucht aus Polen damals noch nicht, dafür aber jede Menge Visionen, Esprit, Kenntnisreichtum – und einen hohen kulturellen Anspruch.
CREDO Zehn Jahre später, 1980, übernahm Jackie Jakubowski die angeschlagene Zeitschrift »Judisk Krönika« als Chefredakteur. In den 35 Jahren seiner Ägide machte er sie wieder zu dem, was sie in ihren Anfängen in den 1930er-Jahren gewesen war: eine auch außerhalb der kleinen jüdischen Gemeinschaft hochaktuelle, anerkannte und vielgelesene Kulturzeitschrift, deren Team sich nicht scheute, mutig jedes auch noch so kontroverse Thema aufzugreifen – jüdische Identität, Israel, Religion, Holocaust und Antisemitismus, Feminismus, Homosexualität und Klima.
Es ist Jackie Jakubowskis Verdienst, dass die »Judisk Krönika« heute als unabhängige, moderne und authentische jüdisch-schwedische Kulturstimme wahrgenommen wird. Ein jüdisches Blatt auch für nichtjüdische Leser: Das war Jakubowskis Erfolgsrezept. »Gesellschaftliche Fragen, etwa Integration oder Fremdenhass, stellen wir stets in den jüdischen Erfahrungskontext«, fasste er einmal sein Credo zusammen.
Die Zeitschrift ist sein Vermächtnis, ebenso wie die Bücher, die er geschrieben hat, darunter Jüdische Identität, Der Klang von Alef, Über Beit hinaus und Spuren von Lamed. Ersetzen werden sie ihn nicht.