Der neue Bürgermeister von Los Angeles heißt Eric Michael Garcetti. Der Demokrat hat die Wahlen haushoch gewonnen und seine Kontrahentin Wendy Greuel aus dem Feld geschlagen. Garcetti ist ein Mann aus Südkalifornien mit einer beeindruckenden akademischen Laufbahn: Zunächst studierte er in Oxford Politikwissenschaften, um dann an die Columbia University in New York zu wechseln. Mit seinen 42 Jahren ist er der Jüngste, der die Geschicke der Millionenstadt am Pazifik leiten wird. Und: Eric Garcetti ist der erste jüdische Bürgermeister, den Los Angeles bislang hatte.
Ein Jude, der Garcetti heißt? Gewiss doch. Sein Vater Gil, ein bekannter Staatsanwalt, wurde in Mexiko geboren. Der neue Bürgermeister von Los Angeles ist teils spanischer, teils italienischer und teils indianischer Abstammung. Seine Mutter, Sukey Roth, ist eine Jüdin, deren Vorfahren aus Russland eingewandert sind.
Judentum Eric Garcettis Judentum erschöpft sich keineswegs in seiner Abstammung. »Ich habe mich immer ohne Probleme gleichzeitig als Latino und als Jude gefühlt«, erzählte er vor ein paar Monaten dem »Jewish Journal«. An den Wochenenden habe es einerseits Teller voller Menudo gegeben – einer scharfsauren mexikanische Kuttelsuppe mit Chilis, Zitronen und Cilantro –, andererseits aber auch Bagels.
Weder sein Vater noch seine Mutter hätten ihre jeweilige Religion praktiziert, trotzdem seien bei ihm zu Hause Chanukka und Pessach gefeiert worden. Im Sommer besuchte Eric Garcetti jüdische Ferienlager. »Ich glaube, ein praktizierender Jude wurde ich erst später im Leben. Ich entdeckte meinen Glauben im College.« Sowohl in Oxford als auch an der Columbia-University nahm er an Minjanim teil.
Heute gehört Garcetti der Reformsynagoge »Ikar« in Los Angeles an, er betet dort manchmal am Schabbat und immer an den Hohen Feiertagen. Seine Frau, die er in Oxford kennengelernt hat, ist allerdings keine Jüdin.
Was kann man von ihm als Bürgermeister erwarten? Eric Garcetti ist Demokrat, er hat Obama schon bei den Präsidentschaftswahlen 2008 unterstützt. David Axelrod, der ehemals zu den höchsten Beratern des Präsidenten gehörte, hat den jungen Demokraten früh unterstützt und öffentlich gesagt, Garcetti gehöre zu Obamas besten Freunden.
Finanzen In seiner früheren Funktion als Präsident der Stadtverwaltung von Hollywood galt Garcetti als vorsichtiger Moderator, der nie autoritär agierte. Als Bürgermeister wird er vor allem mit einer ernüchternden Realität konfrontiert sein: leere Kassen. Über diese Bürgermeisterwahl hinaus gehört er zu den jungen politischen Talenten der Demokratischen Partei. Als jüdischer Latino repräsentiert er gleichzeitig das neue Gesicht des amerikanischen Judentums, das sich in einem ethnisch sehr bunten Amerika zurechtfinden und behaupten muss.