An der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften in Kiew saßen kürzlich rund 80 angehende Ingenieure, Architekten und Vermesser bei einem zweitägigen Workshop zusammen. Sie wollten lernen, wie Drohnen dabei helfen können, jüdische Friedhöfe zu erhalten.
Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die European Jewish Cemeteries Initiative (ESJF), die sich um den Erhalt der zahlreichen jüdischen Friedhöfe in Mittel- und Osteuropa kümmert. Dort lebten vor der Schoa sieben Millionen Juden. Besonders viele Begräbnisplätze gibt es in der Ukraine, wo einst in vielen Orten zum Teil sehr große jüdische Gemeinden zu Hause waren.
workshop Finanziert wurde der Kiewer Workshop von der Europäischen Union. EU-Projektmanagerin Klara Lisinski betonte, die Europäische Kommission habe ein großes Interesse daran, die jüdischen Friedhöfe in Europa zu erhalten. Daher sei es bei dem Workshop vor allem darum gegangen, »den Studenten sowohl in theoretischer als auch technischer Hinsicht zu vermitteln, wie Drohnentechnologie dabei helfen kann, kulturelles Erbe zu bewahren«.
Geleitet wurde das Seminar von Alexander Bessarab, der seit 2019 für die ESJF in Kiew arbeitet. Er erklärte den Studenten, wie sich Daten von Friedhöfen mittels Drohnen erfassen lassen: »Es geht jeweils ein zweiköpfiges Vermessungsteam an einen Ort, an dem es einen jüdischen Friedhof gibt oder an dem einer vermutet wird. Historiker haben diesen Einsatz vorbereitet. Sie haben auf alten Landkarten gesehen, dass an dem bestimmten Ort ein Friedhof eingezeichnet ist. Das Vermessungsteam lässt dann eine Drohne über das Gelände fliegen und macht 3D-Aufnahmen, die später von Experten analysiert werden.«
Auf den Bildern, so Bessarab, lasse sich nicht nur der Zustand eines Friedhofs und der der einzelnen Grabsteine erkennen, sondern man könne auch sehen, wo unter der Erdoberfläche Grabsteine verborgen sind. Denn manchmal sei das Areal bebaut, oder es führe eine Straße über den ehemaligen Friedhof. »Genau zu wissen, wo sich Grabsteine befinden, ist auch wichtig, damit man bei Ausgrabungen nichts beschädigt.«
vorbereitung Als der Krieg in der Ukraine begann, war die Vorbereitung des Workshops bereits abgeschlossen. Man habe dann darüber beraten, ob man trotzdem an dem Veranstaltungsort festhalten sollte, und sich ganz bewusst für die Ukraine entschieden, sagt Klara Lisinski.
Die EU-Projektkoordinatorin freut sich, dass so viele Studenten an dem Seminar teilgenommen haben und sie trotz der gelegentlichen Stromausfälle gut zurechtgekommen seien. »Wir haben versucht, mit dem Seminar etwas Normalität nach Kiew zu bringen«, sagt sie. »Und es ist auch ein bisschen symbolisch, ausgerechnet nach Kiew zu gehen, um etwas über den zivilen Einsatz von Drohnen zu lehren« – an einem Ort, wo Drohnen zurzeit vor allem militärisch genutzt werden.