Großbritannien

Diskriminierung an der Synagogentür

Die South London Liberal Synagogue im Stadtteil Lambeth (Symbolfoto) Foto: Daniel Zylberstaijn

Großbritannien

Diskriminierung an der Synagogentür

Ein Bericht macht auf die Ausgrenzung schwarzer und farbiger Juden innerhalb der Gemeinschaft aufmerksam

 23.04.2021 14:03 Uhr

Dass auch in Großbritannien viele Juden Erfahrungen mit Antisemitismus machen, ist bekannt. Doch es gibt auch innerhalb der Gemeinschaft Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Jetzt hat der Board of Deputies of British Jews, der Dachverband der Gemeinde, den Bericht einer eigens eingesetzten Kommission erhalten, in dem insgesamt 100 konkrete Empfehlungen gemacht werden, wie diese Probleme angegangen werden könnten.

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So soll das Wachpersonal vor Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen künftig auf das sogenannte »Racial Profiling« verzichten und die Taschen aller Besucher durchsuchen. Alle Synagogen sollen, so eine der Empfehlungen, ein Begrüßungskomitee einrichten, das separat vom Sicherheitspersonal arbeitet. Juden mit dunklerer Hautfarbe hatten der Kommission mitgeteilt, sie würden weitaus häufiger Sicherheitschecks unterzogen als weiße Gemeindemitglieder.

GEORGE FLOYD Der Bericht empfiehlt auch, dass Menschen wenig gut vertretener ethnischer Gruppen ermutigt werden sollten, sich für eine Ausbildung zum Rabbiner oder für andere Tätigkeiten in den Gemeinden zu bewerben. Zudem sollten sich jüdische Schulen mehr um die Vermittlung von Themen wie dem Kolonialismus widmen, empfiehlt der Bericht. Auch die Verwendung jiddischer Begriffe wie »Schvartzer« soll künftig als rassistische Beleidigung verstanden werden. Der Bericht fordert, dass jüdische Organisationen über transparente und faire Verfahren für den Umgang mit Rassismus verfügen.

Der Bericht fordert, dass jüdische Organisationen über transparente und faire Verfahren für den Umgang mit Rassismus verfügen.

Zuvor hatte die Commission on Racial Inclusivity in the Jewish Community Meinungen und Erfahrungen von Gemeindemitgliedern eingeholt. Der Board of Deputies hatte das Gremium vergangenes Jahr nach dem Mord an George Floyd in Minneapolis eingerichtet.

Einige der in dem Bericht genannten Zitate von Betroffenen seien »erschütternd«, sagte die Präsidentin des Board of Deputies, Marie van der Zyl. Das zeige, dass noch viel getan werden müsse, »bevor wir ein eindeutig antirassistisches Umfeld werden, das alle Juden gleichermaßen einschließt«. Van der Zyl weiter: »Wir müssen und wir werden besser werden.« Sie zeigte sich aber stolz, dass der Board der erste jüdische Dachverband weltweit gewesen sei, der einen solchen »Audit« in Auftrag gegeben habe.

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Der Journalist Stephen Bush, der der Kommission vorsaß, sagte, die Empfehlungen zielten darauf ab, »das Gemeindeleben für schwarze, farbige sowie sefardische, misrachische und jemenitische Juden zu verbessern«.

Vor allem das Thema Sicherheit wurde von den Gemeindemitgliedern als ein wichtiger Punkt angesehen. Eine der Personen, die eine Stellungnahme für die Kommission abgab, sagte, ihr sei an der Synagogentür von einem nichtjüdischen Sicherheitsbeamten gesagt worden, »dass ich gar nicht jüdisch bin«.

Andere Teilnehmer der Befragung erklärten, sie gingen nicht mehr in die Synagoge, weil sie am Eingang aufgehalten worden seien. Die Kommission gab eine eindeutige Empfehlung ab: Die Gemeinden sollten es vermeiden, »Menschen aufgrund dessen auszugrenzen, dass sie ›nicht jüdisch aussehen‹«. mth

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