Dieudonné M’bala M’bala, ein französischer Komiker, der in den letzten Jahren mehr mit seinen antisemitischen Tiraden als mit seinem Humor Schlagzeilen machte, will eigenen Worten zufolge politisches Asyl in der Türkei beantragen. Er werde in seiner Heimat Frankreich rassistisch verfolgt, sagte der unter dem Künstlernamen Dieudonné bekannte 55-Jährige der türkischen Nachrichtenagentur »Anadolu« (AA).
MEINUNGSFREIHEIT In Frankreich sei sein Aktionsradius als Künstler stark eingeschränkt, so M’bala M’bala. »Meinungsfreiheit gibt es für Leute wie mich hier nicht mehr«, sagte er AA. Der französische Premierminister habe »alles getan, damit ich keine Auftritte in diesem Land organisieren kann«. Mehrmals wurde M’bala M’bala wegen Anstiftung zum Hass gegen Juden verurteilt.
Dieudonné teilte mit, er werde in Kürze einen Antrag auf politisches Asyl in der Türkei stellen und zu diesem Zweck einen Brief an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schreiben. »Ich denke, ich werde mich in der Türkei wohler fühlen als in Frankreich.«
Das Recht auf freie Meinungsäußerung sei in dem muslimischen Land durch die Verfassung geschützt. »Ich glaube, in Ihrem Land gibt es einen natürlichen Respekt. Diesen Respekt spüre ich in Frankreich so nicht mehr«, erklärte er gegenüber Anadolu.
Die Türkei sei »ein Land voller Geschichte, stark und respektabel. Ich habe den Eindruck, dass es in den Straßen von Istanbul weniger Probleme gibt als in Paris. Es ist eine Stadt mit einer ruhigeren, familiäreren Atmosphäre. Man sieht auch junge Leute, die Spaß haben. Ich fühle mich in der Türkei wohler als in Frankreich«, sagte Dieudonné.
»ISRAELISCHER DRUCK« Im vergangenen Jahr wurden die Kanäle des Komikers in den sozialen Netzwerken gesperrt. Auf YouTube hetzte M’bala M’bala offen gegen Verantwortliche in der jüdischen Gemeinde, darunter den Dachverband CRIF. Der stellte daraufhin Strafanzeige. Ein Gericht verhängte eine Geldstrafe von 9000 Euro gegen ihn. Es war nicht die erste ihrer Art.
Auch die 2017 verstorbene Schoa-Überlebende und frühere französische Ministerin Simone Veil und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, waren Zielscheibe scharfer Tiraden des Künstlers.
In seinen Clips nannte Dieudonné Juden unter anderem «Hurensöhne» und forderte seine Fans auf, gegen sie vorzugehen: Man müsse «diese Juden mal zum Schweigen bringen». Dieudonné hat dennoch stets bestritten, antisemitische Ideen zu verbreiten, machte aber »israelischen Druck« für die Sperrung seiner Facebook-, Instagram- und YouTube-Kanäle verantwortlich. mth