Gemeinsam ist man stärker: Im Sommer diesen Jahres hatten die jüdischen Dachverbände von sieben großen Staaten beschlossen, sich künftig regelmäßig in einem neuen Format zu treffen: der »J7 Task Force«. Nun kamen Vertreter des Zusammenschlusses, darunter auch der Zentralrat der Juden in Deutschland, in Paris zu einem ersten Arbeitstreffen zusammen, um erste Beschlüsse zu fassen.
Vor allem der Kampf gegen den Judenhass ist der neuen Initiative ein Anliegen. In der Gruppe, deren Name sich an den des Zusammenschlusses der größten Wirtschaftsnationen weltweit, der G7, anlehnt, sollen Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam neue Strategien zur Bekämpfung von Antisemitismus entwickelt werden.
»Best Practices«
Neben ihren Beratungen trafen sich die Entscheider der politischen Organisationen, unter ihnen war auch Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann, mit Abgeordneten der französischen Nationalversammlung. Gastgeber des Treffens am Montag und Dienstag in Paris war das CRIF (Conseil Représentatif des Institutions Juives de France), das französische Pendant zum Zentralrat der Juden in Deutschland.
Daneben gehören dem Bündnis auch der argentinische Dachverband jüdischer Gemeinden (DAIA), der Executive Council of Australian Jewry, das kanadische CIJA, das Board of Deputies of British Jews sowie aus den USA die Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations und die Anti-Defamation League (ADL) an.
In einer nach dem Treffen veröffentlichten Erklärung heißt es: »Jede unserer jüdischen Gemeinden erlebt seit den Anschlägen auf Israel vom 7. Oktober einen beispiellosen Anstieg antisemitischer Vorfälle.« Jüdische Studierende an Universitäten seien hierbei besonders gefährdet. Man sei übereingekommen, die Zusammenarbeit fortzusetzen, um »Best Practices« für Regierungen, Hochschulen, den privaten Sektor und die Zivilgesellschaft zu entwickeln, um die Probleme anzugehen. Die J7 soll außerdem einen alle sechs Monate rotierenden Vorsitz bekommen, der die Treffen der Gruppe vorbereitet und Gastgeber derselben ist. Deutschland soll im ersten Halbjahr 2025 am Zug sein.
»Jede unserer jüdischen Gemeinden erlebt seit den Anschlägen auf Israel vom 7. Oktober einen beispiellosen Anstieg antisemitischer Vorfälle«
Aus der Erklärung der J7
Bereits am Sonntag, am Rande des Gemeindetags in Berlin, hatte der Zentralrat einen Freundschaftsvertrag mit der Israelitischen Religionsgesellschaft in Österreich (IRG) und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) unterzeichnet. Alle drei Organisationen wollen künftig noch stärker zusammenarbeiten, um jüdisches Leben zu fördern. Teil dieser Vereinbarung ist es auch, dass man nicht mit rechtsextremen Parteien wie der AfD oder der FPÖ sprechen möchte.
Freundschaftsvertrag
Zentralrat, SIG und IRG wollen sich außerdem gegen israelbezogenen Antisemitismus einsetzen. Das umfasse auch den Kampf gegen Desinformation in den Medien und Boykottbewegungen, insbesondere die antisemitische BDS-Bewegung, wie der Zentralrat hervorhob. Grundlage dafür sei die Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).
»Wir schließen diese Vereinbarung im Bewusstsein der gemeinsamen jüdisch-europäischen Geschichte. Gerade in diesen Zeiten, in denen jüdisches Leben auch in Europa bedroht wird, ist dieses Zeichen des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit zwischen unseren Organisationen besonders wichtig«, so die Präsidenten der drei Dachverbände, Josef Schuster, Oskar Deutsch (IRG) und Ralph Lewin (SIG), in einer gemeinsamen Erklärung.