Für Amerikaner – und nicht nur für sie – galten Interkontinentalreisen in den 50er Jahren als unerschwinglich und daher als Traum, dessen Umsetzung sich lediglich überaus wohlhabende Zeitgenossen leisten konnten. Arthur Frommer, der mit dieser Einstellung aufräumte, ist nun im Alter von 95 Jahren gestorben.
Seine Idee, für 5 Dollar pro Tag durch Europa zu reisen, war 1957 ebenso revolutionär wie ansprechend. Es ist daher kein Zufall, dass sein Buch »Europe on 5 Dollars a Day« schnell zum Bestseller wurde.
Amerikanische Medien zitierten Frommers Tochter Pauline: »Mein Vater hat vielen Menschen die Welt geöffnet. Er war davon überzeugt, dass das Reisen eine erhellende Aktivität ist – und zudem eine, die kein großes Budget erfordert.«
Stationierung in der Bundesrepublik
Geboren wurde Arthur Frommer am 17. Juli 1929 in Lynchburg im amerikanischen Bundesstaat Virginia. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Österreich und Polen. Die Familie zog bald nach Missouri und schließlich nach New York.
Weder sein Politik- noch sein Jurastudium hatte viel mit Tourismus zu tun. Allerdings entdeckte er während dieser Zeit das Schreiben für sich. Als Redakteur war er für das Yale Law Journal tätig, als er in eben dieser »Ivy League«-Uni studierte.
Während des Korea-Krieges wurde Arthur Frommer einberufen, landete allerdings in Kasernen der US-Streitkräfte in der jungen Bundesrepublik Deutschland. Frommer wäre nicht Frommer gewesen, wenn er diese Gelegenheit nicht am Schopf gepackt hätte.
Version für Zivilisten
Der jüdische Soldat schrieb und veröffentliche das Buch »The GI’s Guide to Traveling in Europe« im Eigenverlag. Es enthielt Reiseempfehlungen für Soldaten auf dem Kontinent seiner direkten Vorfahren, den er offensichtlich sehr interessant fand. Eine Version für Zivilisten zu schreiben, war eine naheliegende Idee.
»Europe on 5 Dollars a Day« empfahl den Lesern große europäische Metropolen als Reiseziele und wurde aufgrund seines Konzeptes zu einem der meistverkauften Touristenführer aller Zeiten. Während Frommer nach seiner Rückkehr nach Amerika als Anwalt tätig war, baute er einen Verlag auf, der immer mehr Reiseführer publizierte.
Es dauerte nicht lange, bis Arthur Frommer auch noch Reiseveranstalter wurde. Diese Firma taufte er »5 Dollars-a-Day Tours, Inc.«. Sie wurde Teil seines Unternehmens »Arthur Frommer International«, dessen Präsident er bis 1980 war.
Goldwater und die Bibel
Neben Tourismus fand er als Buchautor andere Themen, die ihm am Herzen lagen: Er wandte sich gegen die Bibel-Lesepflicht an Schulen sowie gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 1964, Barry Goldwater.
All dies reichte Arthur Frommer immer noch nicht. Also baute er Hotels in Amsterdam, Aruba, Curaçao und Kopenhagen, die er später verkaufte, ebenso wie seinen Verlag. Letzteren kaufte er allerdings im Jahr 2012 zurück. Zusätzlich gründete Frommer die Zeitschrift »Budget Travel«, die er später an »Newsweek« veräußerte.
Seine Webseite frommers.com wird weiterhin viel besucht und gelesen. Pauline Frommer leitet das Unternehmen, das aus dem ersten Bestseller ihres Vaters erwuchs.
Ihr zufolge starb Arthur Frommer am Montag an einer Lungenentzündung.
Klar ist: Ohne Arthur Frommer hätte Tourismus für Amerikaner in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts anders ausgesehen. Er wäre wohl weitaus eintöniger ausgefallen.