USA

Der Podcaster von Elon Musks Gnaden

Lex Fridman (46) aus Texas Foto: Screenshot / Youtube

Donald Trump ärgerte sich gewaltig, als die Mainstream-Medien sich nach dem Abtritt von Präsident Joe Biden voll und ganz Kamala Harris zuwendeten. Doch der einstige Reality-TV-Star hatte eine Gegenstrategie parat und suchte sein Publikum im Universum der Podcaster, eine ihm zugewandtere Sparte. Einer der ersten Pod­caster, den Trump beehrte, war Lex Fridman, ein relativ neuer Stern am Podcast-Himmel, doch bereits mit mehr als vier Millionen Abonnenten auf YouTube.

Eine bestimmte Promi-Klientel balgt sich mittlerweile geradezu darum, mit dem in Russland geborenen Sohn einer jüdischen Familie sprechen zu dürfen. In jüngster Zeit waren der umstrittene Rapper Kanye West, der gefallene Hollywoodstar Kevin Spacey und der einstige Fox-News-Moderator Tucker Carlson zu Gast. Sie alle eint, dass sie von den etablierten Medien zunehmend gemieden werden.

Er wolle mit jedem sprechen, sagt der 41-Jährige mit der weichen Stimme. »Ich würde auch mit Hitler reden.« Cancel Culture sei ihm zuwider. Und zum Beweis seiner politischen Neutralität lud Fridman unter anderem den Gründer des sozialistischen Magazins »Jacobin«, Bhaskar Sunkara, ein. Noam Chomsky und Yuval Noah Harari waren auch schon da. Und Mark Zuckerberg und Israels Premier Benjamin Netanjahu. Mit Frauen scheint Fridman allerdings ein Problem zu haben.

Lesen Sie auch


Sein Markenzeichen ist es, das Gegenüber einfach reden zu lassen, während er sich neutral und warmherzig zurückhält. So brachte er Trump dazu, zuzugeben, dass er die Wahl 2020 verloren hat. Kanye West, der sicher wusste, dass sein Interviewer Jude ist, ließ er antisemitische Tiraden raushauen. Und Kevin Spacey gab zwar keinen sexuellen Missbrauch zu, redete aber freizügig über seine wilderen Jahre.

Fridman strahlt Glaubwürdigkeit aus. Er ist Wissenschaftler, hat am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht, trägt stets einen schwarzen Anzug und spricht ruhig und in gesetzten Worten. Neben Persönlichkeiten aus Entertainment und Politik interviewt er auch andere Wissenschaftler. Seine Medienkarriere begann, als er zum Thema »Künstliche Intelligenz für die Identitätsauthentifizierung« promovierte. Damals startete er einen YouTube-Kanal mit Ausführungen zu KI und fernöstlicher Kampfkunst. Ab und zu las er auch selbst geschriebene Gedichte vor. Das schauten sich kaum mehr als ein paar Dutzend Studenten an.

Das MIT hat sich distanziert

Den Durchbruch schaffte Fridman, als er 2019 eine von Kollegen nicht begutachtete Big-Data-Analyse zum Fahrerverhalten veröffentlichte. Mit dem Glaubwürdigkeitssiegel des MIT verbreitete er die Behauptung, dass autonom fahrende Autos sicherer seien als bisher angenommen. Das gefiel Elon Musk, validierte es doch dessen Geschäft mit dem autonomen Fahren. Der Tesla-Chef lud Fridman zum Exklusivinterview. Die Episode brachte Fridman Millionen von Klicks und Musks Freundschaft ein, der seitdem regelmäßig den Podcast teilt. Währenddessen betreibt Fridman in seinen Gesprächen weiterhin Technologie-Optimismus – auch wenn er einmal mit dem Forscher Eliezer Yudkowsky sprach, der KI für das Ende der Menschheit hält.

Das MIT hat sich von der Studie distanziert, und Fridman forscht jetzt »selbstständig« abseits der Universitäten und verbreitet »Liebe«, wie er es nennt. »Wenn man an die Erde als Scheibe glaubt und sich gut damit fühlt, dann ist die Idee, das zu zensieren, lächerlich. Wenn es dabei hilft, dass du die beste Version deiner selbst wirst, solltest du so viel Erdscheibe wie möglich bekommen«, zitiert »Business Insider« aus einem Interview mit Fridman, der seine Kritiker online gern blockt.

Während die Big-Tech-Elite, allen voran Musk, sich zunehmend gegen Linksliberalismus und politische Korrektheit stemmt, reitet Fridman die Welle mit und ist zu einem ihrer Megafone geworden.

Nachruf

Die Frau, die den Verschlüsselungscode der Nazis knackte

Im Zweiten Weltkrieg knackten die Briten in Bletchley Park den Verschlüsselungscode der Nazis. Eine der Frauen, die beim Entziffern feindlicher Nachrichten half, war Charlotte »Betty« Webb

von Julia Kilian  01.04.2025

Todestag

Wenn Worte überleben - Vor 80 Jahren starb Anne Frank

Gesicht der Schoa, berühmteste Tagebuch-Schreiberin der Welt und zugleich eine Teenagerin mit alterstypischen Sorgen: Die Geschichte der Anne Frank geht noch heute Menschen weltweit unter die Haut

von Michael Grau, Michaela Hütig  31.03.2025

Interview

»Es ist sehr kurz vor zu spät«

Für eine »Restabilisierung« der Gesellschaft und die Verteidigung der Demokratie bleiben höchstens fünf Jahre Zeit, warnt Michel Friedman

von Steffen Grimberg  28.03.2025

Imanuels Interpreten (7)

Peter Herbolzheimer: Der Bigband-Held

Der jüdische Posaunist, Komponist, Arrangeur, Bandleader und Produzent rettete Bigbands, gründete seine eigene und wurde Jazz-Rock-Pionier

von Imanuel Marcus  27.03.2025

Irak/Iran

Die vergessene Geisel

Seit zwei Jahren befindet sich Elizabeth Tsurkov in der Gewalt einer pro-iranischen Terrormiliz. Nun sorgt Druck aus Washington für Bewegung

von Sophie Albers Ben Chamo  24.03.2025

Schweiz

Trauer um eine »Macherin«

Die Zürcher Verlegerin und Mäzenin Ellen Ringier ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Ein Nachruf

von Peter Bollag  24.03.2025

New York

Von Gera nach New York

Der Journalist Max Frankel, früherer Chefredakteur der New York Times, ist tot. Er wurde 94 Jahre alt

 24.03.2025

New York

Für immer Carrie: Sarah Jessica Parker wird 60

Als Sex-Kolumnistin Carrie Bradshaw in »Sex and the City« wurde Sarah Jessica Parker zum Weltstar. Jetzt feiert »SJP« ihren runden Geburtstag

von Christina Horsten  24.03.2025

Orléans

Rabbiner geschlagen und gebissen

Der Täter flieht, wenig später wird ein junger Verdächtiger festgenommen – Präsident Macron verurteilt Angriff auf Rabbiner

 23.03.2025 Aktualisiert