Nachruf

Der Mann mit dem bestechenden Lächeln

David Gidron Foto: (privat)

Anfang 2018 kam David Gidron zu einer von unzähligen Konferenzen, die er jahraus jahrein besuchte. Diesmal sprach er im jüdischen Gemeindezentrum in Rom vor Vertretern Dutzender jüdischer Organisationen aus ganz Europa über Resilienz in Gemeinden. Im Gespräch und während seiner Rede fiel eines stets auf: sein bestechendes Lächeln, das sofort jedes Eis brach.

David Gidron starb am Sonntag im Alter von nur 66 Jahren an einer schweren Erkrankung. Seine Frau Dina schrieb in der Traueranzeige: »In tiefer Trauer und mit gebrochenem Herzen geben wir das Ableben meines Partners und besten Freundes, eines treuen Abba, eines geliebten Sabba, eines geschätzten Bruders bekannt.«

Noch letzte Woche nahm Dina Gidron ein Video auf, in dem ihr Mann sagte, er sei traurig darüber, dass er mit seinem Tod Schmerz verursachen würde, habe aber keine Angst.

Krisen- oder Notfallsituationen

Für das American Jewish Joint Distribution Committee (JDC) war Gidron viel in Sachen Resilienz unterwegs. Wenn er nicht in Rom oder Berlin darüber sprach, tat er es in anderen europäischen Städten oder in Übersee.

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen der Judenhass explodiert, war David Gidrons Expertise gefragt. In seinen Vorträgen ging es um »die Fähigkeit der Gemeinschaft, in Krisen- oder Notfallsituationen und deren Folgen ihre Ressourcen zu nutzen«, wie es in einer seiner Präsentationen hieß.

Auch die Anpassung an Veränderungen außerhalb der Gemeinschaft und deren Nutzung sowie die Erhaltung des physischen und psychischen Wohlbefindens der Community-Mitglieder stellten Themen dar, die er regelmäßig erörterte.

Integration von Einwanderern

An der Hebräischen Universität in Jerusalem studierte David Gidron Sozialpsychologie. Er arbeitete später für Ministerien. Eine seiner Aufgaben bestand in der Integration äthiopischer Einwanderer in die israelische Gesellschaft. Als Psychologe wurde er dann Teil der Streitkräfte (IDF). Zuständig war er hier für Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Verhalten der Bevölkerung in Krisensituationen.

Mit der Armee nahm er an Rettungsoperationen in der Türkei, Griechenland und Kenia teil. Nachdem er die IDF verlassen hatte, beriet er Gemeinderäte und andere Behörden in Israel, aber auch in Nordamerika und Indien in Hinblick auf Maßnahmen in Notfällen. Auch war er Nationaler Direktor diverser Trauma-Zentren des israelischen Gesundheitsministeriums, bevor er das Resilienz-Programm des JDC als Leiter übernahm.

Die Trauerfeier für David Gidron fand am Dienstag in seinem südlich von Haifa gelegenen Kibbuz Barkai statt. David, der Mann mit dem bestechenden Lächeln, wird seiner Familie fehlen, aber auch der jüdischen Gemeinschaft in aller Welt.

Österreich

ÖVP offen für Koalitionsgespräche mit FPÖ

Monatelang hatte die konservative ÖVP versucht, eine Regierung ohne die rechte FPÖ zu bilden. Nun schwenkt die ÖVP um

 05.01.2025

Washington

George Soros erhält die höchste Auszeichnung der USA

Kurz vor Ende seiner Amtszeit verteilte US-Präsident Biden noch 19 Freiheitsmedaillen. Eine davon erhielt der Milliardär George Soros, eine weitere Modeschöpfer Ralph Lauren

 05.01.2025

Porträt

Liebe ohne Grenzen

Beatrice Wyler und Geri Naphtaly leben in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Nach Widerstand von Familie und Behörden konnten sie vor anderthalb Jahren heiraten. Eine Begegnung in Zürich

von Nicole Dreyfus  04.01.2025

New York

»Katz’s Delicatessen« wird barrierefrei

Die Betreiber stimmen einem Vergleich zu, nachdem sie verklagt worden waren. Stein des Anstoßes: fehlende Barrierefreiheit

 03.01.2025

Erinnerung

»Auschwitz ist viel näher, als es scheint«

Sechs Jahre Propaganda habe es von Hitlers Machtübernahme bis zum Zweiten Weltkrieg gebraucht. Heute sei viel weniger Vorbereitungszeit nötig, bis eine Gesellschaft zu solchen Taten bereit sei, warnt Piotr Cywinski

von Inga Kilian  03.01.2025

Gran Canaria

Israelische Flagge vor Basketballspiel verbrannt

Knapp zwei Monate nach dem Angriff auf israelische Fußballfans in Amsterdam, machen antiisraelische Aktivisten in Las Palmas Stimmung gegen ein anreisendes israelisches Basketballteam

 02.01.2025

Nachruf

Ein Leben für die Gymnastik

Ágnes Keleti widmete ihr Leben der Gymnastik. Den Zweiten Weltkrieg überlebte sie, indem sie sich als Christin ausgab

 02.01.2025

Niederlande

Niederlande öffnen Archiv über Nazi-Kollaboration der Öffentlichkeit

Hunderttausende Niederländer arbeiteten mit den Nazis zusammen. 80 Jahre nach Weltkriegsende soll Aufklärung möglich werden

 01.01.2025

Rumänien

Junge Demokratie auf dem Prüfstand

Rechtsextreme Kräfte stellen bereits ein Drittel der Parlamentsabgeordneten – die jüdische Gemeinschaft ist alarmiert

von György Polgár  01.01.2025