»Ich bin von Kind an stolz auf meinen Nachnamen. Weil ich blond bin und blaue Augen habe, sind Menschen manchmal erstaunt, dass ich Cohen heiße.« Auf Sätze wie diesen stößt man zurzeit häufig im Joods Historisch Museum in Amsterdam. Er stammt von der 20-jährigen Fotografin Lois. Sie ist eine von 25 Bewohnern der Stadt, die in der Ausstellung »My Name is Cohen« porträtiert werden. Drei Generationen, Frauen und Männer, Arbeiter, Künstler und Pensionäre, deren Vorfahren von vier Kontinenten stammen, erzählen hier, was ihnen ihr Nachname bedeutet.
Gemeinsam haben sie diesen auch mit den Initiatoren: dem Fotografen und Porträtspezialisten Daniel Cohen und dem Journalisten Mischa Cohen, die Anfang 2009 mit der Arbeit an ihrem Projekt begannen. Zugrunde liegt eine Frage: »Inwiefern werden Identität und Image mitbestimmt durch etwas mehr oder weniger Zufälliges wie den Nachnamen?« Spannend wird diese Frage, wenn diese Zufälligkeit auf einen fest umrissenen Bezugsrahmen trifft, den der »jüdischste aller Nachnamen« bei der Außenwelt oft auslöst.
Zuschreibungen Aus eigener Erfahrung wissen das auch Daniel und Mischa Cohen. Nach der Halacha sind sie, so wie viele der Porträtierten, keine Juden, und doch legen Zuschreibungen der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft eine entsprechende Identität nahe.
»Du kannst deinen jüdischen Wurzeln nicht völlig entkommen«, sagt der Historiker Jaap Cohen. Sein Vater Job, Chef der sozialdemokratischen Partij voor de Arbeid, ist der bekannteste der 1.500 niederländischen Cohens. Jaap erzählt von antisemitischen Posts gegen seinen Vater in Webforen. Und von israelischen Grenzbeamten, die ihn bei der Einreise aus Syrien anfuhren: »Sie heißen Cohen! Sie haben nicht nach Syrien zu reisen!«
Der Name Cohen ist für seine Träger die Schnittmenge zwischen Biografie und Geschichte. »Die meisten Cohens beschäftigen sich sehr bewusst mit ihrem Namen«, sagt Mischa Cohen. »Viele sind zwar stolz auf ihn, doch manchmal wird er auch als Stigma empfunden, man nennt ihn lieber nicht.« Letzteres gilt nicht für Lois: Ihr Großvater überlebte drei Lager, wanderte nach Israel aus und kam später in die Niederlande.
Bis März ist die Ausstellung in Amsterdam zu sehen. Die Initiatoren träumen davon, ihr Projekt auf Städte wie Berlin oder New York auszudehnen: »Cohens gibt es schließlich überall.«
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