Er wurde geschlagen und bespuckt und mit »Free Palestine«-Rufen traktiert: Der Angriff zweier Männer auf einen orthodoxen Juden aus Großbritannien vor einer Woche im Schweizer Ferienort Davos machte Schlagzeilen, auch die Jüdische Allgemeine berichtete darüber.
Jetzt wurde die Identität der mutmaßlichen Täter, die die Polizei noch in derselben Nacht in Davos verhaftet hatte, bekanntgegeben. Demnach handelt es sich um zwei abgelehnte Asylbewerber im Alter von 24 und 29 Jahren, die französisch und arabisch gesprochen haben. Woher sie genau stammen, ist weiter unklar. Aufgrunddessen können sie vorerst auch nicht aus der Schweiz abgeschoben werden.
Der tätliche Angriff auf den britischen Juden war laut »Neuer Zürcher Zeitung« einer der schwersten antisemitischen Übergriffe in der Eidgenossenschaft in den letzten Jahren. Die beiden der Tat Verdächtigen sollen zudem am selben Tag zwei Einbrüche verübt haben, teilten die Staatsanwaltschaft des Kantons Graubünden mit.
Der Bündner Regierungsrat (Landesminister) für Justiz, Peter Peyer, sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz, die beiden Asylbewerber befänden sich wieder auf freiem Fuß, da die Staatsanwaltschaft keine Untersuchungshaft beantragt habe.
Über das mögliche Motiv ist Peyer sich sicher: »Wenn Menschen einen jüdischen Gast anpöbeln, gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es einen antisemitischen Hintergrund hat», sagte der sozialdemokratische Politiker.
Das Opfer der Gewalttat hatte dieser Zeitung gesagt, er wisse nicht, woher die Täter stammten. Die Polizisten, die den Vorfall aufgenommen hätten, seien sehr freundlich zu ihm gewesen, so der Mann.
Auch Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), lobte die gewissenhafte Arbeit der Polizei in Graubünden. Obwohl es in Davos in letzter Zeit Probleme zwischen Einheimischen und jüdischen Touristen gegeben habe, hätte der Vorfall, so Kreutner, auch anderswo passieren können.
»Hier zeigt sich, dass der Antisemitismus in der Schweiz in verschiedenen Facetten auftreten und aus verschiedenen Milieus kommen kann«, sagte Kreutner zur arabischen Herkunft der Täter.
Und weiter: »Das muss man ernst nehmen, diese Problematik im Blick haben und Gegensteuer geben, gleichzeitig, ohne zu pauschalisieren.« mth