USA

Datteln, Dank und Diskussionen

Was wäre ein Feiertag ohne festliches Essen? Äpfel und Honig an Rosch Haschana, Hamantaschen an Purim, Latkes an Chanukka und Mazzot an Pessach – der Verzehr symbolischer Speisen gehört zum Feiertag wie die Segenssprüche, die ihn begleiten. Jüdische Feiertage sind nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine sinnliche Erfahrung.

Tu Bischwat ist da keine Ausnahme. An diesem Tag, dem Neujahrsfest der Bäume, werden Nüsse und Früchte gegessen, vor allem solche, die in Israel wachsen und gedeihen: Oliven, Datteln, Feigen, Granatäpfel und viele mehr.

Tradition Im 16. Jahrhundert entstand in kabbalistischen Kreisen um Rabbi Yitzchak Luria aus Safed die Tradition, einen speziellen Seder abzuhalten, der, nach dem Vorbild von Pessach, den Genuss von vier Gläsern Wein (oder Traubensaft) sowie den Verzehr bestimmter Baumfrüchte in einer festgelegten Reihenfolge vorschrieb.

Die geschriebene Anleitung zu einem solchen Seder wird Haggada genannt, und weil es weder eine traditionelle Erzählung noch eine besondere Liturgie für Tu Bischwat gibt, können die Autoren ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die amerikanische Sektion des Jewish National Fund (JNF) hat auf ihrer Website fünf Haggadot zum Herunterladen zusammengestellt.

Die vom JNF selbst herausgegebene Haggada »Branch Out« richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche und bietet einen eher spielerischen Zugang zum Feiertag. Alle Segens- und Danksprüche sind bebildert und auf Hebräisch und Englisch präsentiert. Die Haggada enthält Spiele, Tänze, Lieder, Rätsel und Rezepte.

Weniger als praktische Anleitung denn als Einführung in den Feiertag hat Rabbinerin Bonnie Lee Leavy ihre Haggada konzipiert. In einem durchgehenden Fließtext schildert sie den geschichtlichen und philosophischen Hintergrund von Tu Bischwat, den sie mit persönlichen Interpretationen und Anekdoten ergänzt.

Umweltschutz Eine sehr moderne Form der Haggada ist die sogenannte Umwelt-Haggada. Sie umfasst neben den traditionellen Segenssprüchen und Anleitungen wissenschaftliche Fakten zum Thema Wald und Wasser, Umweltschutz und Ökologie. Jedem Abschnitt folgen praktische Tipps zum Vermeiden von Luftverschmutzung und Wasserverschwendung sowie Fragen für Diskussionsrunden.

Debra Whitall betont in ihrer Haggada »Celebrating the Tree of Life« den mystischen Aspekt von Tu Bischwat. Sie kreist konsequent um das Baumthema und zitiert dabei nicht nur die Tora, Rabbiner und den Zohar, sondern auch Gandhi, chinesische Sprichwörter und Woody Allen. Die studierte Forstwissenschaftlerin will die Verbindung von Judentum und Natur aufzeigen. »Ich befürchte, dass wir immer städtischer werden und die Verbindung zur Natur verlieren«, sagt sie und klagt: »Tu Bischwat ist ein so wichtiger Feiertag – aber er bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit.«

Tatsächlich führen nicht alle Gemeinden die Seder-Tradition fort, wie Rabbiner Mark Zimmerman von der Gemeinde Beth Shalom in Atlanta bestätigt: »Wir haben den Seder eingestellt, weil wir nicht genug Interessenten hatten.«

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Auf einem selbst gefilmten Video rastet ein Mann gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus und beschimpft sie übel

von Michael Thaidigsmann  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025

Antizionismus

Blumen für iranischen Minister - Israel verbietet Rabbi Einreise

Yisroel Dovid Weiss ist das wohl bekannteste Gesicht von Neturei Karta, einer israelfeindlichen Organisation Ultraorthodoxer

 08.07.2025