Diesen Donnerstag jährt sich zum 70. Mal die Errichtung des Konzentrationslagers Theresienstadt nördlich von Prag. Die SS betrieb es zunächst als Sammel- und Durchgangslager vor allem für die jüdische Bevölkerung Böhmens und Mährens. Nach der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 wurden auch Juden aus Deutschland und anderen Ländern nach Theresienstadt deportiert, unter ihnen zunehmend Betagte und Prominente. Einer der bekanntesten war der Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, Leo Baeck (1873-1956).
Gerüchte Bis Ende des Zweiten Weltkriegs wurden insgesamt etwa 140.000 Männer, Frauen und Kinder nach Theresienstadt verschleppt. Mehr als 73.000 davon kamen aus Böhmen und Mähren, rund 42.000 aus Deutschland. Die NS-Propaganda im Deutschen Reich erklärte Theresienstadt während einer kurzen Phase zu einer »jüdischen Mustersiedlung«. Das Lager wurde ausländischen Besuchern vorgeführt. Es sollte Gerüchte entkräften, das deutsche Regime lasse die europäischen Juden systematisch ermorden. Ein Propagandafilm aus dem Jahr 1944 (Der Führer schenkt den Juden eine Stadt) berichtet davon, wie schön das Leben in Theresienstadt angeblich sei.
Rund 34.000 Menschen kamen im KZ Theresienstadt ums Leben – durch Krankheit, Folter oder Hinrichtungen. Fast 90.000 Theresienstädter Häftlinge wurden in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern des Ostens ermordet. Im Frühjahr 1945 befreite die Rote Armee das Lager.
Ausstellung Aus Anlass des 70. Jahrestages der Errichtung des KZs trafen sich Mitte Oktober Überlebende in Terezin – so heißt der Ort auf Tschechisch –, um der Grauen zu gedenken. Wie eine Gedenkstätten-Sprecherin der Jüdischen Allgemeinen sagte, öffnet an diesem Donnerstag eine neue Sonderausstellung: »Von Hitlers Terror gegen Homosexuelle zu den Menschenrechten heute«. Sie ist bis zum 31. Januar 2012 zu sehen. ja
www.pamatnik-terezin.cz