Grossbritannien

Das Unwort »Israel«

Labour-Chef Jeremy Corbyn Foto: dpa

Es war nicht das erste Mal, dass das Wort »Israel« nicht ausgesprochen wurde, denn das hätte bedeuten können, das Land anzuerkennen. Die militanten islamistischen Bewegungen Hamas, Hisbollah und auch der Iran bedienen sich bekanntermaßen dieser Strategie. Nun gehört offenbar auch der neue Labour-Chef Jeremy Corbyn zu denen, den es schwerfällt, das Wort »Israel« über die Lippen zu bringen.

Als Corbyn am Dienstagabend auf dem Labour-Jahreskongress bei der Parteiinteressengruppe »Labour Friends of Israel« eine Ansprache hielt, enttäuschte er den Großteil seines Publikums, auch wenn eine kleine Gruppe nach fast jedem seiner Sätze applaudierte.

Schoaleugnung Die meisten Zuhörer hatten von Corbyn erwartet, dass er seine früheren Kontakte mit Judenhassern und Holocaustleugnern und seine Position als Schirmherr der Palestinian Solidarity Campaign (die den Israelboykott befürwortet) klarstellen würde und Israel, trotz Kritik, zumindest das Existenzrecht zugestehen würde. Stattdessen nannte er in seiner fünfminütigen, sehr allgemein gehaltenen Rede nur Palästina, Gaza und Syrien beim Namen.

Ausdrücklich erwähnte er die Herausforderung der syrischen Flüchtlingskrise und den notwendigen Einsatz zur Aufhebung der »Belagerung Gazas« – ein freudscher Versprecher, den er sofort mit dem Wort »Einschränkungen« verbesserte. Er gab an, er habe im Nahen Osten viele Parteien getroffen und stimme nicht mit sämtlichen überein. In Zukunft wolle er mit allen Seiten in der Region reden.

menschenrechte Alle würden mit ihm übereinstimmen, so hoffe er, dass »der Weg nur der Weg des Friedens« sei. Den erreiche man »durch Diskussionen, Verhandlungen und Dialog und durch die Anerkennung der Rechte, Bedürfnisse und Traditionen aller Menschen der Region«. Er trete leidenschaftlich für die Menschenrechte und für Gerechtigkeit weltweit ein. Deshalb, sagte Corbyn, müsse man manchmal »sehr kritisch gegenüber Personen sein, die Menschenrechte verletzen und sich nicht an internationale Konventionen halten«. Das bedeute, »dass auch wir in Großbritannien gegen Islamophobie, Antisemitismus und rechtsextremen Rassismus stehen«.

Explizit über Israel sprach Corbyn nicht. Stattdessen dankte er der jüdischen Gemeinschaft für die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen.

Ebenfalls gestern hielt Corbyn erstmals als Parteichef eine Rede vor der versammelten Labour-Mannschaft. Darin ging es vor allem um die Verteidigung eines gerechten Sozialstaats und um demokratische Reformen. Außerdem verteidigte Corbyn den Atom-Deal mit dem Iran. In derselben Rede sprach sich der Atomgegner Corbyn gegen die Erneuerung des britischen Atom-U-Bootsystems aus und plädierte für den Ausbau erneuerbarer Energien in Großbritannien.

USA

Loyal und radikal

Der künftige Präsident Donald Trump vergibt wichtige Ministerposten an Personen, die bislang nicht durch Kompetenz aufgefallen sind, sondern eher durch Kontroversen von sich reden machten

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nachruf

Der Vater des Budget-Tourismus ist tot

Arthur Frommer wurde 95 Jahre alt

von Imanuel Marcus  20.11.2024

New York/Malibu

»Mein Name ist Barbra«

Die Streisand-Autobiografie erscheint auf Deutsch

von Christina Horsten  20.11.2024

Schweiz

Konservative Christen gegen den ESC

Eine Minipartei erwirkt ein Referendum gegen das hohe Rahmenbudget für den Eurovision Song Contest. Dabei geht es auch um Israel

von Peter Bollag  19.11.2024

Italien

Schoa-Überlebende rügt Papst für Genozid-Kommentar

Edith Bruck ist 93 Jahre alt und mit Papst Franziskus befreundet. Jetzt hat sie ihn aber mit deutlichen Worten kritisiert

 19.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Tschechien

Oscar-reifer Held am Mikrofon

»Wellen« feiert den KZ-Überlebenden Milan Weiner, der 1968 die Sowjets in Schach hält

von Kilian Kirchgeßner  17.11.2024

USA

Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Gesundheitsminister

Donald Trump beruft mit Robert F. Kennedy einen Mann als Gesundheitsminister, der auch durch antisemitische Verschwörungstheorien von sich reden macht

von Michael Thaidigsmann  15.11.2024

Imanuels Interpreten (1)

Flora Purim: Das Unikum

Die in Rio de Janeiro geborene Sängerin liefert eine einzigartige Melange der Klänge

von Imanuel Marcus  15.11.2024