Rumänien

»Das Übel nie vergessen«

»Sicherstellen, dass die Menschheit nie das Übel vergisst, das hier stattgefunden hat«: Elie Wiesel Foto: dpa

Im Geburtshaus des Schriftstellers und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel im nordwestrumänischen Sighet ist am Sonntag ein Holocaust-Lernzentrum eröffnet worden. Das Projekt ist eine Erweiterung des Holocaust-Museums, das bereits vor einigen Jahren im Elie-Wiesel-Haus eingerichtet wurde.

Die neue Initiative wird von der rumänischen Regierung, der jüdischen Gemeinde in Rumänien sowie der Jewish Claims Conference unterstützt und soll vor allem jungen Rumänen dabei helfen, sich ein Bild über die Schoa zu machen. Das Lernzentrum möchte »sicherstellen, dass die Menschheit nie das Übel vergisst, das hier stattgefunden hat«, hofft Elie Wiesel.

Maramuresch Anlass der Eröffnung ist das Gedenken an die Juden von Sighet, die vor 70 Jahren in die Todeslager deportiert wurden. Das Haus, in dem Elie Wiesel 1928 geboren wurde, liegt mitten in Stadtzentrum und gehörte 1944 zu dem Areal, das zum jüdischen Ghetto erklärt wurde. Mit seinen fast 40.000 Einwohnern ist Sighet heute eine mittelgroße Stadt in der historischen Provinz Maramuresch.

Nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch 1940 musste Rumänien die Region, zusammen mit Nordsiebenbürgen, an Ungarn abtreten. Die ungarischen Behörden deportierten die Juden aus diesen angeschlossenen Gebieten bis 1945 systematisch nach Auschwitz und Birkenau, wo rund 130.000 Menschen aus der Maramuresch und Nordsiebenbürgen ermordet wurden.

»Die Geschichten der Juden Nordsiebenbürgens wurden bisher noch nie vor einem breiten Publikum erzählt«, sagte Chaim Chesler, Vorsitzender des Gedenk-Komitees der Claims Conference. Anwesend bei der Eröffnung waren neben Vertretern der jüdischen Gemeinde in Rumänien auch hochrangige Ministerialbeamte der Regierung in Bukarest.

Schulklassen Das Museum im Elie-Wiesel-Haus ist das einzige Holocaust-Museum in Rumänien und für das breite Publikum eine der immer noch wenigen Informationsquellen über die Schoa. Durch die Erweiterung, die die Räume im Keller des Hauses geschickt nutzt, gewinnt das Gesamtprojekt an historischer und analytischer Tiefe. Das neue Lernzentrum eignet sich gut als Ziel für Schülergruppen oder Studienreisen.

Rumänien hat sehr spät, erst 2003, offiziell zugegeben, dass es am Holocaust beteiligt gewesen ist. Insgesamt wurden allein in den Gebieten, die damals unter Kontrolle der rumänischen Regierung standen, mindestens 300.000 Juden ermordet. Lange hatten rumänische Politiker und Historiker diese Zahlen geleugnet und versucht, die Schuld an dem Geschehenen ausschließlich auf die, wie sie sagten, »wahren Nazis« in Deutschland und Ungarn abzuwälzen. Die eigene Beteiligung an den Massenmorden sei nur passiv gewesen.

Während diese falsche Unschuldstheorie im heutigen Rumänien nur noch vereinzelt und nicht mehr offiziell vertreten wird, gewinnt sie offenbar in Ungarn wieder an Bedeutung. Dort wird in der Hauptstadt Budapest ein umstrittenes Denkmal errichtet, das an den Beginn der Besatzung des Landes durch Nazideutschland 1944 erinnern soll. Das Kunstwerk zeigt Ungarn als tragische Figur, symbolisiert durch den Erzengel Gabriel, der vom deutschen Reichsadler angegriffen wird. Die jüdische Gemeinde in Ungarn protestiert seit Monaten gegen den Bau des Denkmals.

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025

Griechenland

Restauration des Grauens

In Thessaloniki werden zwei Eisenbahnwaggons aus der Nazizeit restauriert. Zur Erinnerung daran, was 50.000 Menschen angetan wurde

von Wassilis Aswestopoulos  24.04.2025

Tod von Papst Franziskus

Warum Israels Regierung nicht kondoliert hat

Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  23.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später unweit vom Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  23.04.2025

Großbritannien

Haltung zu Israel: Streit beim jüdischen Dachverband

Ein offener Brief, der von der Financial Times veröffentlicht wurde, hat zu Verwerfungen innerhalb des Board of Deputies of British Jews geführt

von Michael Thaidigsmann  22.04.2025

Großbritannien

Genie und Monster

Der Autor Mark Rosenblatt hat eine Abrechnung mit Roald Dahls Judenhass auf die Bühne gebracht. Und wurde nun ausgezeichnet

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2025

Schweden

Trauer um Walter Frankenstein

Der gebürtige Berliner überlebte den Holocaust in der Illegalität

 22.04.2025

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025