Rabbi Sudakevitch, wie ist die Lage bei Ihnen in Tokio?
Wir hatten am Montag ein weiteres größeres Erdbeben. Das Epizentrum lag rund 170 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, doch auch bei uns haben die Häuser gewackelt. Inzwischen kehrt zwar langsam das Leben wieder zurück, aber viele Dinge sind knapp, zum Beispiel Mineralwasser.
Die Bevölkerung in den Erdbebenregionen ist weiterhin auf Unterstützung angewiesen. Können Sie helfen?
Wir kümmern uns um rund 1.200 Menschen in dem kleinen Ort Iwate. Er ist sehr abgelegen, die Regierung versorgt ihn noch nicht. Wir helfen den Bewohnern mit Lebensmitteln und allem, was sie brauchen. Außerdem haben wir Fahrdienste für Alte eingerichtet, denn es gibt dort keine öffentlichen Verkehrsmittel. In allem arbeiten wir mit der Regierung zusammen. Sobald sie in der Lage ist, die Menschen dort zu versorgen, ziehen wir uns zurück.
In wenigen Tagen beginnt Pessach. Wie steht es um Ihre Vorbereitungen?
Wir haben Mazzot, Wein und Hühnchen bekommen. Ich glaube, es ist von allem genug da – außer Wasser. Davon muss ich in den nächsten Tagen noch mehr kaufen, aber das dauert, denn man bekommt in jedem Geschäft nur eine Flasche. Ich hoffe, dass ich bis Montag genug haben werde für alle, die zum Seder kommen.
Wie viele Personen erwarten Sie?
Bisher haben sich rund 100 Leute angemeldet. Das ist mehr, als ich erwartet habe. Am Ende werden wir wohl 130 bis 140 sein, denke ich. Es sind vor allem Männer, die beruflich hier zu tun haben. Ihre Familien haben das Land verlassen und sind nach Israel oder in die USA zurückgekehrt. Vergangenes Jahr waren wir 300 Leute.
Mit dem Chabad-Rabbiner von Tokio sprach Tobias Kühn.