Kommende Woche beginnen die 21. Makkabi-Spiele. Vom 12. bis zum 26. Juli trifft sich wieder die Elite des jüdischen Sports in Israel. Von den etwa 11.000 Athleten stellen die USA mit rund einem Zehntel das größte Kontingent. Rund 1400 Sportlerinnen und Sportler aus den Vereinigten Staaten werden zu den »Olympischen Spielen des Judentums« erwartet. Das sind schon allein hinsichtlich der Zahlen olympische Dimensionen. Doch auch wenn die Maccabiah zu einem Mega-Sportevent geworden sind, so hinkt doch der Vergleich mit Olympia.
Denn bei allem Stolz, ihr Land und ihr Judentum bei den Spielen zu vertreten, wären viele Teilnehmende finanziell gar nicht in der Lage, die Reise nach Israel anzutreten. Und so spannt sich ein fein gesponnenes Netz von Stipendien, Fundraising und Spenden rund um das Team USA, um die Kosten für die einzelnen Athleten zu übernehmen.
LEISTUNGEN Eine Reise zu den Makkabi-Spielen ist keine günstige Angelegenheit. In den Hauptkategorien Junioren, Open (erwachsene Athletinnen und Athleten) und Paralympic beträgt die Teilnahmegebühr 8500 Dollar. Auch wenn in dieser Summe zwei Wochen Hotelübernachtungen, Transport, Registrierungsgebühren, Mahlzeiten sowie eine extra Krankenversicherung enthalten sind, kann derlei Kosten nicht jeder aufbringen.
Deshalb gibt es in den Vereinigten Staaten zwei Hauptstipendien: Das eine ist einkommensabhängig und unterstützt Sportler, die finanziell eher schlecht gestellt sind. Das andere Stipendium orientiert sich an den sportlichen Leistungen. Während das erste allen Teilnehmenden offensteht, ist das zweite erwachsenen Leistungssportlern der Kategorien Open und Paralympic vorbehalten.
Die Regeln sind streng. Während die einen die finanziellen Verhältnisse ihrer Familie offenlegen müssen und weiche Faktoren wie bisherige Makkabiade-Teilnahmen von Vorteil sind, zählt für die anderen der höchste Wettkampflevel der jeweiligen Sportart, den die Bewerber geschafft haben, ebenso wie die Anzahl an Preisen oder Meisterschaften.
Allerdings ist die Makkabiade eben auch mehr als eine reine Ansammlung von Athletinnen und Athleten, um die jeweils besten unter sich auszumachen. Es geht um Jüdischkeit und die Verbindung aller Juden untereinander – und es geht um Israel. Deshalb hat Maccabi USA auch das Programm Israel Connect entwickelt, eine sechstägige Erlebnisreise durch das Land, prall gefüllt mit Kultur, Bildung, Geschichte und Sport.
Israel Connect erstreckt sich über die gesamte Woche vor Beginn der Spiele. Das Programm ist ambitioniert und vielfältig: Auf unterschiedlichen Routen wird auf historischen Pfaden die Verbindung zu Landschaft und Leuten gestärkt, ob bei einem arabischen Abendessen im Galil, einem Treffen mit Drusen oder einem Gang durch die Altstadt von Akko. Auch die Geschichte des modernen Israel wird – ganz im Sinne eines Treffens von Sportlern – zu Fuß erkundet: auf dem Independence Trail.
Der Schabbat steht ganz im Zeichen Israels als Land der Riten. Ob in stiller Einkehr oder auf dem Weg zum Toten Meer und nach Masada sollen die »spirituellen Bedürfnisse« der Delegation abgedeckt werden. Treffen mit Schoa-Überlebenden, Besuche der Kotel, ein moderner Gottesdienst und die Möglichkeit für alle Teilnehmenden, in Israel Bat- oder Barmizwa zu werden, runden das Programm ab.
EINDRÜCKE Bei einer derartigen Fülle von Eindrücken verwundert es nicht, dass so viele jüdische Amerikanerinnen und Amerikaner zur Makkabiade wollen.
Zum Beispiel Julia Kerpel. Die 17-Jährige kommt aus einem Vorort von Chicago und betreibt Karate. »Bei uns wehen die Makkabifahnen über der Wettkampfstätte; ich weiß also, dass die Makkabiade eine wirklich große Sache ist«, erzählt Julia. »Ich habe mir das immer toll vorgestellt, aber niemals gedacht, dass ich da einmal teilnehmen könnte. Eines Tages sagte meine Karate-Lehrerin: ›Julia, du fährst zu den Maccabi-Spielen.‹ Und ich sagte: ›Okay.‹«
Karate ist bei Kerpels fast eine Familientradition. Schon ihre Großmutter und ihre Mutter sind Trägerinnen des schwarzen Gürtels. Da war es für Julia nur eine Frage der Zeit, bis sie auch einen hatte. Das war 2020. Dieser Moment weckte ihren Ehrgeiz. »Bis ich meinen schwarzen Gürtel hatte, war das Ziel immer, dies zu schaffen, weil meine Mutter sich das wünschte. Als ich ihn dann aber hatte, da merkte ich, dass ich Karate für mich mache.«
Auf Ehrgeiz folgt Erfolg, unter anderem die US-Meisterschaften 2021, bei denen Julia auf Anhieb Dritte wurde. Die Coronapandemie mit ihren Einschränkungen habe ihr geholfen, sagt sie, ihre Fähigkeiten auf der Matte zu verbessern. Mindestens dreimal in der Woche war sie beim Training, in den Sommerferien sogar jeden Tag.
»Ich hasse es zu verlieren. Meine größte Herausforderung ist es zu akzeptieren, dass ich nicht über die Erfahrung meiner Gegnerin verfüge – aber mein Vorteil ist, dass ich dies weiß.«
So setzt auch ihr sportliches Umfeld auf Julia Kerpel, die für das U16/18-Team der USA antritt. Die junge Frau, die auch Querflöte spielt, tanzt, im Mathe-Leistungsteam ihrer Schule ist sowie die jüngste Zuma-Lehrerin in Chicago und Umgebung, fasst ihre Erwartungen an die Makkabi-Spiele ganz erwachsen und professionell zusammen: »Allein schon nach Israel zu fahren, ist ein Gewinn. Sollte ich eine Medaille holen, wäre das toll – aber ich bin einfach gespannt herauszufinden, was in mir steckt.«
Die Teilnahmegebühr beträgt 8500 Dollar – nicht jeder kann diese Summe aufbringen.
Eine weitere der rund 1400 amerikanischen Maccabiade-Teilnehmerinnen ist Abby Meyers. Sie hat drei Jahre im College-Team der Elite-Uni Princeton hinter sich und war 2021/2022 Ivy League Player of the Year. Ihr letztes Collegejahr will sie an der University of Maryland verbringen. Als Erste aus ihrer reformjüdischen Familie fliegt Abby nach Israel. Als die Ivy League wegen Corona unterbrochen war, bekam sie den Tipp von einer Trainerin, sich bei Maccabi USA zu bewerben.
Meyers wird nicht die einzige Ivy-League-Athletin sein, Maddie Plank war ihre Mitspielerin in Princeton, »und dann sind da noch Tess Sussman und Lola Mullaney von Harvard und Camilla Emsbo von der Yale University. Wir werden ein starkes Ivy-League-Quintett sein. Aber besonders toll ist es, für eine gemeinsame Sache zu spielen. Und wie cool ist es, dass die Ivy League Team USA repräsentieren darf.«