Er ist Milliardär, berühmt für Finanzskandale und Prozesse – und vielleicht der einzige männliche Prominente, dessen Frisur in der Öffentlichkeit thematisiert wird. Jetzt will Donald Trump, der »berühmteste Vermieter der Welt«, Präsident der Vereinigten Staaten werden – und es sieht gar nicht einmal so schlecht für ihn aus.
In den zwei Monaten seiner Kampagne »Make America Great Again« hat er Umfragen zufolge im Rennen um die Nominierung zum offiziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit 25 Prozent der Stimmen bereits alle 19 (!) Wettbewerber abgehängt – trotz seiner rassistischen und frauenfeindlichen Kommentare, die seiner Beliebtheit nicht geschadet, ja diese offenbar noch angekurbelt haben.
Der volksnahe Trump provoziert, polarisiert und setzt sich mit unterhaltsamen Auftritten von den steifen, eher langweiligen Konkurrenten ab. Einer seiner Fans, der Geschäftsmann und Erfinder der Preisschildpistole Larry Spiewak, spricht aus, was viele denken: »Ich mag Trump, weil er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und auf niemanden Rücksicht nimmt.« Trump sei grob, aber integer, sagt Spiewak. »Die Leute mögen ihn, weil er die Wahrheit sagt.«
Mexiko Trump ist kein Ideologe. Ungeachtet seiner Absicht, das Problem der illegalen Einwanderung aus Mexiko durch den Bau einer Mauer zu lösen, hat Trump immer wieder auch liberale Ideen unterstützt – und sogar Hillary Clinton Geld für ihre Kampagne gegeben. Er ist auf keine politische Richtung festzulegen, hat als einziger Kandidat kein Programm auf seiner Webseite. Aber in offiziellen Reden hat er immer wieder seine Unterstützung für Israel proklamiert.
2013 machte er Werbung für Netanjahu, während er Obama als »schlimmsten Feind Israels« bezeichnete. Trumps jüngste Kritik an den Verhandlungen eines Atomabkommens mit Iran gipfelte in der Bemerkung, dieses sei gefährlich für Israel und könne zu einem »nuklearen Holocaust« führen.
Das kommt an – auch in der jüdischen Gemeinschaft. Sogar in orthodoxen Kreisen im New Yorker Stadtteil Brooklyn hat »The Donald« einige Fans gewonnen. Der republikanische Politiker Dov Zakheim bezweifelt allerdings, dass aus Bewunderern Wähler werden: »Obwohl einige Juden Trumps Stil mögen, werden sie nicht für ihn stimmen, weil er schlicht nicht wählbar ist«, sagte Zakheim der israelischen Zeitung Haaretz.
Laut aktuellen Umfragen unter jüdischen Wählern in New York und den USA bekäme Trump im Ernstfall nur magere 13 Prozent der Stimmen. Ein politischer Berater aus dem Lager der Republikaner hält Trumps Kandidatur für den Ausdruck der Frustration der jüdischen Wählerschaft mit der jetzigen Regierung: »Diejenigen, die Obama nicht mögen, werden für jeden republikanischen Kandidaten stimmen, auch wenn es (die Comicfigur) ›Barney der Dinosaurier‹ ist.«
Steuererklärung Da Trump seine Kampagne selbst finanziert, ist er nicht auf die Unterstützung wohlhabender Juden angewiesen – und würde sie auch nicht bekommen, sagt derselbe Berater, denn die seien alle im Lager von Jeb Bush. Trumps Sprecher, Hope Hicks, behauptete, Trump sei von mehreren jüdischen Organisationen »für seine Unterstützung ausgezeichnet worden«. Nachgewiesen ist aber nur seine Ernennung zum Ehrengast bei der Gala des Algemeiner, einer orthodoxen Publikation aus New York, im Februar. Laut Trumps Steuererklärung von 2013 gingen rund eine Million Spendendollar unter anderem an die Krebshilfe und die Kirche, nicht aber an jüdische oder israelnahe Organisationen.
Vergangenes Jahr soll Trump allerdings mehr als 100.000 Dollar an die israelische Rettungsorganisation United Hatzalah gespendet haben. Und er investiert in israelische Immobilien – in Millionenhöhe. Trump hat jüdische Geschäftspartner, einen jüdischen Anwalt und Kampagnenmanager – und seit einigen Jahren auch eine jüdische Tochter.
Ivanka, die zum Judentum übertrat, ist Trump zufolge nicht nur klug, schön und ein »wundervoller Mensch«, sondern auch seine Hauptberaterin in Frauenfragen. Trump selbst ist überzeugt, dass ihm seine »enge Beziehung zum Judentum und dem jüdischen Staat« einen Vorsprung gegenüber den anderen Bewerbern verschafft. »Meine Loyalität zu Israel begann mit der Geburt, schon mein Vater stand an der Seite Israels. Ich bin der einzige Kandidat, der Israel die Unterstützung geben wird, die es braucht«, sagte Trump in einem Interview.
Aussenseiter Trump hat »Chuzpe«, wie ein israelischer Journalist schrieb. Wenige glauben allerdings, dass der Außenseiter tatsächlich republikanischer Kandidat wird, geschweige denn Präsident. Aber er trifft den Nerv der Nation und macht den anderen Kandidaten Dampf. Der Comedystar Jon Stewart verglich Trump – auf das Ölwunder von Chanukka anspielend – mit einem jüdischen Feiertag, der nur auf seinen Beginn wartet: »Wir dachten, der Wahnsinn würde nur einen Tag andauern – stattdessen brennt er acht, zehn Tage lang – schöne Bescherung!«