Spanien

Chuppa in Córdoba

Voller Traume: Braut und Brautigam Foto: Thinkstock

Die Synagoge von Córdoba, eines der am meisten besuchten historischen Monumente der südspanischen Stadt, soll für jüdische Hochzeiten genutzt werden. Das forderte kürzlich die stellvertretende Sprecherin der konservativen Volkspartei (PP) im andalusischen Parlament, Rosario Alarcón. Das ab 1315 im Mudéjarstil errichtete Bethaus ist die einzige erhaltene Synagoge in Andalusien aus der Zeit vor der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492.

Hoteliers Der Vorschlag, den auch der regionale Verband der Hoteliers und Gastwirte unterstützt, kann nach Ansicht von Alarcón der regionalen Wirtschaft deutliche Mehreinnahmen bescheren, da das Interesse jüdischer Touristen an einem Besuch in Córdoba zunehme. Alarcón, die bis April 2012 im Stadtrat von Córdoba für Tourismus zuständig war und sich eine entsprechende Intiative der Stadt zu eigen machte, forderte die andalusische Landesregierung als Eigentümerin der Synagoge auf, die Erlaubnis für jüdische Eheschließungen zu erteilen. Andalusiens Kulturminister Luciano Alonso zeigte sich zuversichtlich, dass eine entsprechende Übereinkuft erzielt werde.

Der Zentralverband jüdischer Gemeinden in Spanien (FCJE) ist nach eigenen Angaben in dieser Frage bisher nicht konsultiert worden. Grundsätzlich könne eine jüdische Hochzeit überall, auch am Strand, in einem Garten oder Hotel abgehalten werden, so eine Sprecherin des FCJE. Erforderlich sei lediglich eine Chuppa und die Anwesenheit eines Rabbiners. Wie aus dem Tourismusamt der Stadt Córdoba verlautete, kann man die Synagoge künftig auch für Bar- und Batmizwa-Feiern nutzen. Zudem seien größere Veranstaltungen anlässlich des 700-jährigen Bestehens der Synagoge im Jahr 2015 geplant.

Eine weitere Form der touristischen Nutzung des umfangreichen jüdischen Kulturerbes Spaniens stellte jüngst die Vereinigung jüdischer Kulturstätten in Spanien, Red de Juderías, vor. Zusammen mit der Internet-Suchmaschine Google wurde eine Internet-Plattform ins Leben gerufen, die dem Nutzer mit der Technologie von Google Maps kartografisch verortete Informationen über die 24 der Vereinigung angeschlossenen spanischen Städte bietet. Unter der Adresse redjuderias.org/google erhält man in spanischer oder englischer Sprache reich bebildertes historisches Hintergrundwissen zu den Zeugnissen jüdischer Geschichte in Städten wie Toledo, Barcelona, Segovia oder Córdoba.

Plattform Insgesamt sind mehr als 500 Orte erwähnt, an denen sich jüdisches Leben in Spanien abgespielt hat. Die Plattform umfasst 910 historische Einträge und 67 weiterführende Texte über die Geschichte der Juden in Spanien vom 3. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie mehr als 1600 Fotos, die sich mit dem Klick auf das entsprechende Symbol im Straßenplan öffnen.

Mit Google Street View kann man sich außerdem auf virtuelle Erkundungstour durch die alten jüdischen Viertel begeben. »Mithilfe verschiedener Dokumente und des bis heute erhaltenen Straßenverlaufs haben wir einen Erzählfaden entwickelt, der den Tourist durch die Stadt führt«, erklärte der Vorsitzende von Red de Juderías, Luis Casado. Die Idee zu der neuen Plattform stamme von Google, ebenso die Finanzierung, sagte Casado, der auch Bürgermeister der nordspanischen Stadt Tudela ist.
Ein leitender Angestellter von Google Europa habe nach einem Besuch in Segovia beschlossen, das jüdische Kulturerbe Spaniens im Internet darzustellen. Er habe sich mit Red de Juderías in Verbindung gesetzt, deren Dokumente und Informationen das Projekt mit Inhalt füllten, so Casado.

Zunächst habe man besonders jüdische Touristen im Blick gehabt, sagte Casado. Denn für alle Sefarden sei die Begegnung mit der Heimat ihrer Vorfahren enorm wichtig, einige würden mit Tränen in den Augen durch die alten Stadtviertel gehen. »Aber letztlich geht es auch um unsere eigene Geschichte, die mit der Vertreibung der Juden verschüttet wurde.«

Web

Schwarmintelligenz auf Abwegen

Alle benutzen Wikipedia, aber kaum einer weiß, dass es immer wieder Manipulationsversuche gibt. Auch bei Artikeln zum Thema Israel

von Hannah Persson  10.02.2025

Rassismus auf WhatsApp

Britischer Staatssekretär entlassen

Andrew Gwynne hatte sich über den »zu jüdisch« klingenden Namen eines Mannes lustig gemacht

 09.02.2025

USA

Der andere Babka-King

Chris Caresnone will Menschen zusammenbringen. Dazu probiert der Influencer live Gerichte aus. Die jüdische Küche hat es ihm besonders angetan. Ein Gespräch über Gefilte Fisch und Menschlichkeit

von Sophie Albers Ben Chamo  09.02.2025

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 07.02.2025

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025