Moskau

Chabad-Rabbiner in Russland rufen zum Frieden auf

Rund 75 Rabbiner trafen sich in der Moskauer Marina-Roscha-Synagoge. Foto: Federation of Jewish Communities in the CIS

In Moskau haben sich Anfang dieser Woche rund 75 Rabbiner des Chabad-nahen Dachverbands FJC getroffen, um über die aktuelle Lage der jüdischen Gemeinschaft im Land zu beraten. Bei der Tagung wurde auch Kritik am früheren Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (er gehört nicht der Chabad-Lubawitsch-Bewegung an) geübt, der im März wegen seiner Haltung zur russischen Invasion der Ukraine aus Russland geflohen war und seit einigen Wochen auch nicht mehr das Moskauer Rabbinat anführt.

AUFGABE Bei der Eröffnung der Tagung erklärte Russlands Oberrabbiner Berel Lazar, der als Putin-nah gilt, dass die Rabbiner in Russland zwei wichtige Aufgaben zu erfüllen hätten: Sie müssten einerseits der jüdischen Gemeinschaft zeigen, dass sie für sie da seien. Andererseits müssten sie immer wieder die Notwendigkeit des Friedens betonen. Lazar hatte im Frühjahr vorsichtige Kritik am russischen Einmarsch durchblicken lassen.

»Die Hauptaufgabe der religiösen Führer ist es, immer für ihre Gemeinden da zu sein.« Ein Rabbiner könne im Gegensatz zu einem Geschäftsmann nicht einfach umziehen, wenn die Zeiten schwieriger würden, so Lazar. »Ein Rabbiner sollte immer bei seinen Juden sein, auch in schwierigen Zeiten«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf der Konferenz verabschiedeten die Rabbiner eine Resolution, in der sie zum Frieden aufriefen: »Wir rufen die führenden Politiker der Welt auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Frieden zwischen den Nationen zu schaffen. Frieden ist ein göttlicher Wert und die Grundlage für die Existenz der Menschheit in der Welt«. Kritik an der Politik des Kremls äußerten sie allerdings nicht. Immerhin: In der Erklärung des Verbandes wurde der russische Angriffskrieg als »Invasion« bezeichnet, im Gegensatz zum in Russland verbreiteten Wort von der »speziellen Militäroperation«.

GRUSSBOTSCHAFTEN Der israelische Botschafter in Russland, Alexander Ben Zvi, trat ebenfalls bei dem Treffen in der 1927 erbauten Marina-Roscha-Synagoge auf und verlas dort ein Schreiben von Staatspräsident Isaac Herzog. Rund russische 20.000 Juden haben seit dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine das Land Richtung Israel verlassen. Rund zehnmal so viele leben aber weiterhin in Russland, vor allem in den größeren Städten des Landes.

Natan Sharansky, jüdischer Dissident in Sowjetzeiten und in den 80er- Jahren einer der ersten Juden, dem die Ausreise nach Israel gestattet wurde, schickte ebenfalls eine Grußbotschaft. »Heute machen Sie, die Rabbiner Russlands, eine schwierige Zeit durch.« Die Arbeit der jüdischen Gemeinden vor Ort müsse sowohl in Russland als auch in der Ukraine fortgesetzt werden. Ebenso wichtig sei es, so der ehemalige Chef der Jewish Agency, die jüdische Gemeinschaft insgesamt zu stärken – »zur Rettung der Verbindung, die jede jüdische Familie mit unserer Tradition, unserem Volk und unserem Land hat.«

Sharansky endete seinen Brief mit den Worten: »Ich sende jedem einzelnen der Rabbiner und Rebbetzinen Russlands meine wärmsten Wünsche und herzlichsten Grüße. Ich möchte, dass sie alle wissen, dass sie, wie die Rabbiner in der Ukraine, an vorderster Front des Kampfes für die Zukunft unseres Volkes stehen – gemeinsam mit Israel.« mth

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025