Amsterdam

Bürger wollen Bau von Schoa-Mahnmal verhindern

Daniel Libeskind während der Präsentation seines Holocaust-Monuments (2016) Foto: dpa

Der polnisch-amerikanische Star-Architekt Daniel Libeskind ist zutiefst beunruhigt über einen heftigen Streit um ein Holocaust-Monument in Amsterdam. Mit einer einstweiligen Verfügung haben Anwohner die Errichtung des Denkmals vorerst verhindert.

Erinnerung Gerade in einer Zeit von zunehmendem Antisemitismus und Rassismus dürfe die Judenverfolgung nicht vergessen werden, sagte Libeskind der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend in Amsterdam. »Es ist sehr beunruhigend, dass Menschen hier die Erinnerung auslöschen wollen.«

Libeskind hatte das sogenannte Namen-Monument im Auftrag des niederländischen Auschwitz-Komitees entworfen. Es soll aus 102.000 Backsteinen errichtet werden. Die Mauern bilden die vier hebräischen Buchstaben des Wortes »Gedenken«. Ein »Labyrinth von Namen«, wie Libeskind sagte. Auf jedem Stein soll der Name eines Opfers stehen. Die deutschen Nationalsozialisten hatten während des Zweiten Weltkriegs 102.000 niederländische Juden ermordet.

Libeskind hatte das »Namen-Monument« im Auftrag des niederländischen Auschwitz-Komitees entworfen.

Deportation »Das waren echte Menschen, die lebten hier, waren Teil der Gemeinschaft«, sagte der Künstler. Er wies auch daraufhin, dass aus den Niederlanden gemessen an der Einwohnerzahl damals die meisten Juden deportiert und ermordet worden seien. »Auch deshalb ist es beunruhigend, dass die Anwohner das verhindern wollen.«

Bereits mehrfach hatten Anwohner versucht, den Bau des Denkmals mit Klagen zu verhindern, bisher erfolglos. Sie hatten unter anderem kritisiert, dass sie bei der Planung nicht einbezogen worden seien, und lehnen auch den Standort ab. Petra Catz, Vorstandsmitglied des Bewohnervereins des Viertels sagte der Amsterdamer Zeitung Het Parool, dass das Planungs- und Entscheidungsverfahren nicht ehrlich verlaufen sei. «Wir sind nicht gegen ein Monument, aber dieses Namenmonument passt hier nicht her.«

Das Gericht will eine endgültige Entscheidung Ende Mai treffen.

Die Bewohner erwirkten nun eine einstweilige Verfügung gegen den Bau, um das Fällen von 24 Bäumen zu verhindern. Das Gericht will eine endgültige Entscheidung Ende Mai treffen.

Bäume Das Auschwitz-Komitee nennt die Einwände »unbegreiflich«. Es würden eine Vielzahl neuer Bäume gepflanzt. Der geplante Standort befindet sich zudem in direkter Nähe zum früheren Judenviertel und anderen Museen. «Hier in dieser Straße wohnten damals 178 Juden», sagte der Vorsitzende Jacques Grishaver der dpa.

Das Komitee, das 1956 von Überlebenden des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz errichtet worden war, hatte bereits vor 13 Jahren die Initiative zu einer Gedenkstätte ergriffen. »Es soll ein Ort der Erinnerung an diejenigen sein, die nie ein Grab bekommen haben«, sagte Grishaver. Zugleich soll es ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus sein. Die Stadt Amsterdam hatte den Plänen einmütig zugestimmt. dpa

Kalifornien

»Es ist okay, nicht okay zu sein«

Wie die jüdische Gemeinschaft in Los Angeles mit den verheerenden Bränden umgeht – ein Zeugenbericht

von Jessica Donath  13.01.2025

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025