Er war der letzte lebende Verwandte von Anne Frank, am 2. Juni wäre er 90 Jahre alt geworden. Nach kurzer Krankheit ist Buddy Elias, der eigentlich Bernhard Elias hieß, am Montagabend im Kreis seiner Familie in Basel gestorben – nur wenige Wochen, bevor sich der gewaltsame Tod von Anne Frank, ihrer Schwester und Mutter zum 70. Mal jährt.
Dem Erbe von Anne Frank, die durch ihr Tagebuch so stark die Leiden des jüdischen Volkes symbolisierte, fühlte sich Buddy Elias ein Leben lang verpflichtet. Mit seiner Cousine hatte der junge Buddy vor dem Krieg in Basel herumgetollt. Bis an sein Lebensende drückte er sein Bedauern darüber aus, dass es seinen Eltern nicht gelungen war, die Franks zu überzeugen, in der sicheren Schweiz zu bleiben. Sie gingen über Frankfurt nach Amsterdam – mit den bekannten Folgen.
Fonds Als Präsident des Anne-Frank-Fonds, der noch von Anne Franks Vater Otto gegründet worden war, verkörperte Buddy Elias eine starke Autorität, wenn es darum ging, einer jüngeren Generation von der Schoa zu erzählen. Buddy Elias und seine Frau Gerti scheuten lange Zeit kaum einen Aufwand, in Schulen, auf Bühnen und sogar in Gefängnissen Lesungen zu halten und mit jungen Leuten zu diskutieren. »Nur wenn wir lernen, miteinander menschlich umzugehen, haben wir Annes Botschaft irgendwie verstanden«, pflegte Buddy Elias in diesem Zusammenhang oft zu sagen.
Doch Buddy Elias hatte auch eine andere, sehr heitere Seite: die des Schauspielers, der mit Vorliebe lustige Rollen spielte. Jahrelang trat er mit seinem Kollegen Otti Rehorek als Eisclown auf und reiste mit der bekannten Revue »Holiday on Ice« um die Welt.
Als Eisclown kam er während einer Tournee 1952 auch in seine Geburtsstadt Frankfurt am Main, die er als kleiner Junge noch vor 1933 verlassen hatte. Es sei ein Spagat gewesen, erzählte er, seine Clownerien vor einem Publikum aufzuführen, von dem er nicht genau wusste, was manche Zuschauer nur wenige Jahre zuvor gemacht haben.
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) äußerte am Mittwoch im Namen des Magistrats Trauer um den Träger der Ehrenplakette der Stadt: »Mit dem Tod von Buddy Elias verlieren wir einen unermüdlichen Kämpfer für Menschenrechte und einen wichtigen Zeitzeugen.« Die Stadt sei Elias dankbar für die Gründung des Familie-Frank-Zentrums im Jüdischen Museum, in dem die Archive der Familien Frank, Elias, Stern und Kahn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Direktor des Frankfurter Jüdischen Museums, Raphael Gross, und das Mitarbeiterteam reagierten bestürzt auf den Tod von Buddy Elias. »Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Gerti Elias und den gemeinsamen Söhnen«, erklärten sie. »Sein Andenken wird in der Arbeit des Jüdischen Museums und des von ihm mitgegründeten Familie-Frank-Zentrums immer bewahrt werden.«
Der Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, versicherte: »Wir möchten uns auch in Zukunft für sein Lebenswerk einsetzen.«
Es bleibt Buddy Elias’ Lebensleistung, dass er beides, Lustiges und Tragisches, in seinem Leben vereinen konnte.
Von Peter Bollag erschien 2014 das Buch »Zwei Eisclowns erobern die Welt: Buddy Elias und Otti Rehorek«.