Mehr als 40 Filmemacher und Schauspieler haben dazu aufgerufen, das Londoner Israelische Filmfestival »Seret«, das am Donnerstag beginnen soll, zu boykottieren. Wie der Guardian berichtete, appellierten sie an die beiden Kinoketten Curzon und Odeon sowie an die British Academy of Film and Television (Bafta), »Seret« keine Bühne zu bieten.
Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören der finnische Regisseur Aki Kaurismäki, der britisch-jüdische Autor, Regisseur und Schauspieler Mike Leigh sowie der britische Drehbuchautor und Regisseur Ken Loach.
Sanktionen In einem Brief an den Guardian begründen die Künstler den Boykottaufruf damit, dass der Staat Israel »das Festival fördert und finanziell unterstützt«. Indem die Kinos sich als Gastgeber des Festivals zur Verfügung stellen und »vom Geld des israelischen Staates profitieren, ignorierten sie den Ruf der palästinensischen Zivilgesellschaft von 2004 nach Sanktionen gegen Israel« und würden »zu stillen Komplizen der Gewalt gegen das palästinensische Volk«.
Die Begründer des Festivals, Anat Koren, Odelia Harouch und Patty Hochmann, erklärten, sie schätzten es, dass die Regierung in Jerusalem »dabei hilft, Israels Kreativität einem britischen Publikum zu präsentieren«. Ihr Festival sei »ein Schaufenster für die vielen Stimmen in ganz Israel, einschließlich der arabischen Israelis und der Palästinenser sowie religiöser und weltlicher Gruppen«.
Weiter erklären die drei Frauen, die Meinungsfreiheit in der Kunst zu verteidigen, sei etwas, woran die Briten hart gearbeitet hätten. »Der Versuch, die gemeinsame Nutzung von kreativer Beschäftigung und den Austausch von Ideen und Werten zu blockieren, ist eine enttäuschende Reaktion auf ein Festival, das Kommunikation und Verständnis« fördern will.
Reaktion Eine der Kinoketten, Curzon, reagierte inzwischen auf den Boykottaufruf. Man vermiete das ganze Jahr über an viele verschiedene Festivals, heißt es in einer Erklärung. »Wir haben bisher nicht in Betracht gezogen, Fragen zur Finanzierung eines Festivals zu stellen und betrachten die Buchung eines Festivals nicht als politische Stellungnahme.«
Der Boykottaufruf gegen das Festival fügt sich in eine Reihe von Versuchen, den Kulturaustausch zwischen Israel und Großbritannien zu unterbinden. So wurden im vergangenen Sommer die Auftritte einer israelischen Theatergruppe beim Edinburgh Fringe Festival in letzter Minute abgesagt.
Etwa zur gleichenZeit weigerte sich das Londoner Tricycle-Theater, dem UK Jewish Film Festival als Spielstätte zu dienen. Erst nachdem Schauspieler, Journalisten, und die jüdische Dachorganisation, das Board of Deputies, massiv gegen die Entscheidung protestiert hatten, lenkte die Theaterleitung schließlich ein. tok