In der emiratischen Hauptstadt Abu Dhabi kommt das interkonfessionelle Friedensprojekt »Abrahamic Family House« – bei dem bis 2022 auf einer gemeinsamen Anlage eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee entstehen sollen – gut voran. Wie die Behörden des Landes am Persischen Golf vor Kurzem bekannt gaben, sind bereits 20 Prozent der Bauarbeiten für das Vorhaben auf der künstlich aufgeschütteten Insel Saadiyat abgeschlossen.
Inzwischen stehen auch die Namen der drei von dem britischen Stararchitekten David Adjaye entworfenen Bethäuser fest: Die Synagoge wird »Moses Ben Maimon Synagogue« heißen, nach Maimonides, dem jüdischen Gelehrten und berühmten Philosophen des 12. Jahrhunderts. Die Kirche auf dem Komplex soll den Namen »St. Francis Church« tragen und die Moschee »Imam Al-Tayeb Mosque« heißen.
zusammenleben »Das Abrahamic Family House verkörpert interreligiöses, harmonisches Zusammenleben und bewahrt den einzigartigen Charakter jeder Religion«, sagt Mohamed Khalifa Al Mubarak, der Vorsitzende des Departements für Kultur in Abu Dhabi und Mitglied im »Hohen Komitee für menschliche Brüderlichkeit«.
Das Komitee, dem auch Papst Franziskus, Großimam Ahmed el-Tayeb sowie der Washingtoner Rabbiner Bruce Lustig angehören, hat das Vorhaben im Februar 2019 auf den Weg gebracht. Grundlage ist eine gemeinsame Erklärung des Gremiums, in der man sich auf die Förderung von Brüderlichkeit, Verständnis und gegenseitigem Respekt zwischen allen Nationalitäten und Glaubensrichtungen verständigt hat. Das Bauvorhaben in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist eines der ersten Projekte des interkonfessionellen Komitees.
»Das Projekt verkörpert Abu Dhabis Vision für menschliche Brüderlichkeit und bettet das Zusammenleben in das bereits vielfältige kulturelle Gefüge der Vereinigten Arabischen Emirate ein«, sagt der emiratische Projektverantwortliche Al Mubarak. Die Benennung der drei Gotteshäuser würdige die Arbeit von Großimam Al Tayeb, Papst Franziskus sowie von Maimonides und »nutzt ihre Lehren, um eine Botschaft des guten Willens für zukünftige Generationen auf der ganzen Welt zu schmieden«.
design Das architektonische Design des »Abrahamic Family House« hat das Ziel, die gemeinsamen Werte der drei abrahamitischen Weltreligionen widerzuspiegeln und dadurch das gegenseitige Verständnis zu fördern. Die drei Gebäude sollen unabhängig voneinander auf einer gemeinsamen Plattform stehen und über das Erdgeschoss miteinander verbunden sein. Dort soll es ausreichend Platz für Veranstaltungen und Workshops geben. Auch ein Museum und ein Garten sollen in diesem Gemeinschaftsbereich entstehen.
Optisch ähneln sich Synagoge, Kirche und Moschee – alle drei Bethäuser werden in ihrer Größe und Höhe nach identischen Kuben untergebracht.
Optisch ähneln sich Synagoge, Kirche und Moschee – alle drei Bethäuser werden in ihrer Größe und Höhe nach identischen Kuben untergebracht. Nur in der Fassadengestaltung gibt es kleine Unterschiede: So soll etwa der Synagogenbau eine mehrschichtige Fassade bekommen – eine Gestaltung, die an mit Palmenzweigen gestaltete Hütten zum Sukkotfest erinnern soll.
Ross Kriel, der Präsident des Jewish Council of the Emirates, freut sich schon darauf, die Synagoge zu eröffnen. »Das Abrahamic Family House ist ein Projekt von immenser Bedeutung für die jüdische Gemeinde in den Vereinigten Arabischen Emiraten und für die jüdische Welt als Ganzes«, sagt der Gemeindevorsitzende, der mit seiner Familie in Dubai lebt.
brüderlichkeit Das Vorhaben in Abu Dhabi stehe symbolisch für die Bemühungen um einen neuen Geist menschlicher Brüderlichkeit, der auf gegenseitigem Respekt und den gemeinsamen Wurzeln des abrahamitischen Glaubens basiere. »Mit dem Voranschreiten der Bauarbeiten steigt bei uns in der jüdischen Gemeinde natürlich auch die Vorfreude auf die Zeit, wenn wir in einem so schönen und besonderen Gebäude beten können«, sagt Kriel.
Schätzungen zufolge leben derzeit rund 600 Juden in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Durch den Friedensschluss mit Israel hofft die Gemeinde in dem Land am Persischen Golf, dass es in Zukunft noch sehr viel mehr werden könnten.