Londonern und Besuchern der Stadt, die am Leicester Square vorbeikommen, wird ein großes Plakat auffallen. In diesem Fall wird kein Jaguar angepriesen, keine Margarine und kein Ferienaufenthalt auf Teneriffa. Hier geht es vielmehr um Bewusstseinsbildung. Das Thema der neuen Kampagne: Antisemitismus.
Jüdische Briten, darunter ein kleiner Junge aus einer orthodoxen Familie und die berühmte Holocaust-Überlebende Ruth Posner, blicken auf Passanten herunter, mit einer Botschaft, die viele alarmieren und aufrütteln dürfte: «Why am I 500% more likely to suffer hate crime?” oder »Warum ist es bei mir 500 Prozent wahrscheinlicher, dass ich mit Hasskriminalität konfrontiert werde?«
minderheiten Natürlich ist dies kein Quiz. Die Antwort steht gleich unter der Frage: »Because I am Jewish«, »weil ich jüdisch bin«. Mitglieder anderer Minderheiten auf den britischen Inseln werden einer Untersuchung des Innenministeriums in London zufolge nicht annähernd so oft angegriffen oder beleidigt wie Juden.
»Die Menschen sind zutiefst entsetzt, wenn wir ihnen sagen, wie sehr Juden Opfer von Hassverbrechen betroffen sind.«
Gideon Falter (Campagn Against Antisemitism)
Solidarität In neun Städten, darunter Birmingham, Edinburgh, Glasgow und London, hängen die Plakate, und dies soll bis zum International Holocaust Memorial Day am 27. Januar so bleiben. Es handelt sich um die erste Plakatkampagne gegen Judenhass in Großbritannien.
Hinter der Initiative steht die britische NGO« Campaign Against Antisemitism«. Ihr geht es darum, darüber aufzuklären, wie sehr Antisemitismus zugenommen hat. Sie ruft zu Solidarität mit den Jüdinnen und Juden des Landes auf. Je mehr Menschen den Hashtag #StandWithJews in den sozialen Medien verwenden, desto erfolgreicher die Kampagne.
Entsetzen »Die Leute sind zutiefst entsetzt, wenn wir ihnen sagen, wie sehr Juden von Hassverbrechen betroffen sind«, sagt Gideon Falter, der Chef der »Campaign Against Antisemitism«. »Es geht hier um ganz normale Menschen, darunter diejenigen, die auf unseren Plakaten abgebildet sind.«
»Wir wollen gar nicht über Statistik sprechen, sondern über die, die davon betroffen sind, nämlich die Juden in diesem Land«, so Falter. »Und die Frage, die wir für die britische Öffentlichkeit haben, lautet: Wird sie sich hinter die Juden stellen?«