Fast 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird die niederländische Bahn Überlebende des Holocaust und deren Angehörige für die Deportation in das von Deutschen errichtete Lager Westerbork »entschädigen«. Die Bahn werde mehrere Millionen Euros dafür zur Verfügung stellen, erklärte Bahn-Chef Roger van Boxtel am Mittwoch in Utrecht.
Im Auftrag der deutschen Besatzer waren während des Zweiten Weltkrieges etwa 110.000 Juden sowie Sinti und Roma deportiert worden. Nur wenige Tausend überlebten. »Diese Transporte fanden statt, um sie als Bevölkerungsgruppe auszurotten«, sagte van Boxtel. »Die Entschädigung wird das persönliche Leid nie wegnehmen.«
ZAHLUNGEN Insgesamt sollen die 5000 bis 6000 Überlebenden der deutschen Vernichtungslager beziehungsweise deren Angehörige »entschädigt« werden. Sie sollen ab August zwischen 5000 und 15.000 Euro pro Person erhalten.
Die Bahn hatte 2018 bereits angekündigt, dass sie die Opfer des Holocaust Zahlungen erhalten werden. Eine Kommission unter Leitung des früheren Amsterdamer Bürgermeisters Job Cohen arbeitete nun diese Regelung aus.
Der Journalist und frühere Physiotherapeut, Salo Muller (83), hatte die Initiative dazu ergriffen. Seine jüdischen Eltern waren ins deutsche Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Die niederländische Bahn hatte nie gegen die Transporte protestiert und daran rund 2,5 Millionen Gulden verdient. dpa/ja