Bei dem Raketenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Mariupol am Samstag mit 30 Toten und mehr als 100 Verletzten ist auch ein Mitglied der jüdischen Gemeinde ums Leben gekommen.
Aaron Kaganovsky, Assistent des Oberrabbiners von Mariupol sagte der Website jewishnews.com.ua am Sonntag, bei dem jüdischen Todesopfer handele es sich um eine Frau. »Die Gemeinde ist in Aufruhr, aber wir versuchen, dass alles wie immer funktioniert. Außerdem versuchen wir jeden, der das will, zu überreden, die Stadt zu verlassen«, sagte Kaganovsky.
Liste Etwa 70 Gemeindemitglieder seien bereit zu gehen, mit anderen stehe man in Kontakt: »Wir wollen einen gemeinsamen Aufbruch.« Am Montag solle eine Liste aller Menschen zusammengestellt werden, die aus der Stadt ausreisen möchten: »Wir konnten das nicht in einem Tag zusammenstellen – vor allem nicht, weil die Tragödie am Schabbat passiert ist.«
Die jüdische Gemeinde in Zhitomir sei bereit, Juden aus Mariupol aufzunehmen, sagte Kaganovsky weiter in dem Interview: »Sie stellen uns sogar Räume zur Verfügung, in denen wir leben können. Wir organisieren einen Bus und andere wichtige Dinge.« Mehrere Tausend Menschen hätten die Stadt bereits verlassen: »Hier herrscht Panik. Gestern waren viele Autos am Checkpoint, und es gab einen Stau. Die Leute wollten einfach nur weg.«
Im Sommer seien Menschen massenweise aus Donezk und Lugansk nach Mariupol geflohen, »weil es hier sicher war«, sagte Kaganovsky. Nun seien die Straßen von Mariupol leer: »Ich bin geschockt, was ich auf den Straßen sehe. Was hier passiert ist, ist furchtbar.«
Grad-Raketen Nach Einschätzung von OSZE-Beobachtern in der Ukraine kam der Beschuss Mariupols mit Grad- und Oragan-Raketen aus Gebieten, die sich unter der Kontrolle pro-russischer Separatisten befinden.
Die pro-russischen Milizen bestritten dies. Die Geschosse waren am Samstag in einem Markt und in Wohngebieten eingeschlagen. Mariupol ist die zweitgrößte Stadt im Gebiet Donezk. Sie besitzt einen Hafen und wichtige Industriegebiete.