Literatur war für das schwedische Unternehmerpaar Berman schon immer zentral, Lesen sei für sie lebenswichtig. Thomas Bermans Vater war nicht nur Unternehmer, sondern schrieb auch selbst. Er verfasste zehn Bücher und veröffentlichte regelmäßig Rezensionen. Er entdeckte sogar bis dahin unbekannte Werke von August Strindberg.
»Die jüdische Literaturtradition ist sehr vielfältig, und viele Werke wurden unter schwierigen Umständen geschrieben, was sie für uns besonders wertvoll macht«, sagt Thomas Berman. »Als wir mit unseren Söhnen darüber nachdachten, was wir tun sollen, stellte sich heraus, dass es viele unterstützungswürdige Organisationen gibt, von denen sich aber keine der jüdischen Belletristik widmet«, ergänzt seine Frau Catharina. So sei ihnen die Entscheidung, einen Preis zu vergeben, nicht schwergefallen.
REGELN Die Regeln könnten nicht einfacher sein: Das preisgekrönte Werk muss einen Bezug zu jüdischen Traditionen wie Religion, Kultur oder Geschichte haben. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen. Die Autoren müssen nicht einmal jüdischer Herkunft sein, es handele sich nicht um eine ethnische Anerkennung.
Im Gegensatz zu anderen Literaturpreisen könne man sich jedoch nicht bewerben. Die Entscheidungen über Kandidaten und Gewinner stehen allein der hauptsächlich aus Literaten bestehenden sechsköpfigen Jury zu. Auch die beiden Stifter hätten kein Mitspracherecht. Daneben wirken unter anderem die zwei bekanntesten schwedischen Verlage, der Albert Bonniers Förlag und der Norstedts Förlag, in dem Ausschuss mit.
Diesem gehören auch der Schriftsteller Jens Lapidus und die Leiterin der Stiftung von Königin Silvia von Schweden an. Einer der Gründe für die Auslobung des Berman-Literaturpreises war es auch, dem Antisemitismus entgegenzuwirken.
DOTIERUNG Mit der Summe von 750.000 schwedischen Kronen (knapp 72.000 Euro) ist der Berman-Literaturpreis nach dem Literaturnobelpreis einer der höchstdotiertesten der Welt. Am 24. Oktober soll der Preis in den Stockholmer Eric Ericsonhallen verliehen werden.
Der diesjährige Gewinner ist der jüdische Ungar Péter Nádas. Mit seinem autobiografischen Roman Aufleuchtende Details (2017) zeige er »mit messerscharfer Beobachtung und verblüffender künstlerischer Leuchtkraft, wie das Leben eines Einzelnen einen Mikrokosmos schaffen kann, der sich in jedem Moment und jedem Detail nach außen wendet, um sich dem größeren Universum des 20. Jahrhunderts an Verlusten und Katastrophen zu stellen«.
Im vergangenen Jahr wurde der israelische Schriftsteller David Grossman geehrt. Mit seinem Roman Was Nina wusste (2020) hatte er »ein bewegliches Erinnerungsmosaik gezeichnet, in dem sich ererbte Traumata, familiärer Verrat und eine Liebe, die größer ist als das Leben, zu einer zutiefst menschlichen Schilderung des jüdischen Lebens mehrerer Generationen in Europa und Israel verbinden«, lautete die Begründung der Jury. Der Berman-Literaturpreis wird alljährlich vergeben, vorerst für zehn Jahre.