Der Kurznachrichtendienst Twitter hat eine Reihe antisemitischer Tweets in Frankreich gesperrt. Dies gab am Freitag Stephane Lilti, der Anwalt der Vereinigung jüdischer Studenten in Frankreich (UEJF), bekannt.
Veröffentlichungen unter dem Stichwort »UnBonJuif« (deutsch: Ein guter Jude) hatten seit Anfang Oktober unter Frankreichs Twitternutzern einen Boom ausgelöst. Wie die Pariser Tageszeitung Le Monde schrieb, lieferten sich Tausende User einen »Wettbewerb der antisemitischen Witze«.
Am 10. Oktopber war das Hashtag #UnBonJuif zum drittbeliebtesten Twitter-Thema in Frankreich geworden. Ein Nutzer, registriert unter dem Namen »Marcel Leblanc«, zeigte auf seinem Konto das Bild einer abgemagerten jüdischen Frau in einem Konzentrationslager als Interpretation dessen, was »ein guter Jude« sei. Andere twitterten, dass »ein guter Jude ein toter Jude ist« oder »ein guter Jude muss auf den Punkt gekocht werden«.
Sorge Die Pariser Antidiskriminierungsorganisation SOS Racisme hatte daraufhin erwogen, einige Twitter-Nutzer anzuzeigen. Jonathan Hayoun, Präsident der Union französisch-jüdischer Studenten (UEJF), rief auf Twitter dazu auf, »ein neues Moderationssystem zu installieren«. Seine Organisation sei »zutiefst besorgt«.
Michel Zerbib, Leiter der Nachrichtenredaktion von Radio J, Frankreichs größtem jüdischen Radiosender, sagte vergangene Woche, antisemitische Tweets seien »eine neue, aber nicht überraschende Entwicklung«, die verdeutliche, wie der virtuelle Raum Hemmungen herabsetze, sich in der Öffentlichkeit antisemitisch zu äußern. ja/jta