Der serbische Schriftsteller und Überlebende der NS-Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald Ivan Ivanji ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Er starb am Donnerstag in Weimar, wie die Stadtverwaltung am Freitag mitteilte. Wenige Stunden zuvor hatte er noch an der Eröffnung des neuen Museums Zwangsarbeit in Weimar teilgenommen.
Der 1929 geborene Ivanji war 1944 als Jude aus Novi Sad verhaftet und über Lager in Subotica und Baja am 27. Mai 1944 nach Auschwitz, später ins KZ Buchenwald bei Weimar und mehrere seiner Außenlager deportiert worden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Ivanji als Dolmetscher für die jugoslawische Regierung und den langjährigen jugoslawischen Staatschef Josip Broz Tito tätig. Zwischen 1974 und 1978 war er Botschaftsrat für Kultur und Presse an der jugoslawischen Botschaft in Bonn.
Außerordentliche Persönlichkeit
Er arbeitete als Journalist, veröffentlichte Gedichte und Romane und übersetzte Werke deutscher Schriftsteller wie Günter Grass, Bertolt Brecht, Max Frisch und Heinrich Böll ins Serbische. Seit 1992 lebte Ivanji, der als einer der bedeutendsten serbischen Schriftsteller gilt, in Wien und Belgrad. 2020 wurde er Ehrenbürger der Stadt Weimar.
»Mit tiefer Trauer nehme ich Abschied von Ivan Ivanji, der nur wenige Stunden, nachdem er das Museum »Zwangsarbeit im Nationalsozialismus« in Weimar in einem symbolträchtigen Akt eröffnet hat, von uns gegangen ist«, schrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Freitag im Kurznachrichtendienst X.
Ivanji hatte sich oft in Weimar und der Gedenkstätte Buchenwald aufgehalten, wo er sich als Zeitzeuge für die Erinnerung an die Opfer des Völkermords an den Juden und die Leiden der KZ-Häftlinge einsetzte.
»Mit ihm verliert Weimar eine außerordentliche Persönlichkeit, die mit unserer Stadt und dem Vermächtnis von Buchenwald tief verbunden war«, betonte Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos). Im Weimarer Rathaus liegt ein Kondolenzbuch für Ivanji aus. dpa