Die polnische Schriftstellerin und Auschwitz-Überlebende Zofia Posmysz ist am Montag im Alter von 98 Jahren gestorben. Das teilte die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau via Twitter mit.
Die damals 18-Jährige wurde als Angehörige des polnischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung im Mai 1942 nach Auschwitz und später in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Amerikanische Truppen befreiten sie im Mai 1945 nahe Neustadt-Glewe in Mecklenburg.
Posmysz erregte mit ihrem 1959 im Polnischen Rundfunk gesendeten Hörspiel »Die Passagierin aus Kabine 45« große Aufmerksamkeit. Das Hörspiel, das später auch als Roman in vielen Sprachen erschien, schildert die fiktive Begegnung einer Auschwitz-Überlebenden mit einer ihrer ehemaligen SS-Aufseherinnen während einer Ozeanüberquerung.
Zu Zofia Posmysz‹ bekanntesten Werken gehört die Erzählung »Christus von Auschwitz«, in der sie schildert, wie ein Mithäftling ihr in Auschwitz ein Medaillon mit einem Christuskopf schenkt, das sie im Lager beschützen soll. »In Auschwitz habe ich Menschen getroffen, die ohne Zweifel Heilige waren. Ich glaube, dass dies das einzige Thema ist, über das es sich noch lohnt zu schreiben«, sagte die Schriftstellerin einmal.
Staatspräsident Andrzej Duda verlieh der gebürtigen Krakauerin im Januar 2020 die höchste Auszeichnung der Republik Polen, den Orden des weißen Adlers. Bereits 2015 wurde Zofia Posmysz mit dem Dialog-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft geehrt. In zwei Wochen wäre sie 99 Jahre alt geworden. kna