Europaparlament

Auschwitz-Komitee begrüßt Rückzug von Fidesz-Partei

Mit einer Plakataktion machte die Regierung von Viktor Orbán 2019 Stimmung gegen George Soros und Jean-Claude Juncker. Foto: imago images / ANE Edition

Die Abgeordneten der ungarischen Fidesz-Partei werden die Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament verlassen.

Das gab Fidesz-Parteichef Viktor Orbán am heutigen Mittwoch in einem Brief an den Fraktionsvorsitzenden Manfred Weber bekannt. Darin warf der Ungar dem CSU-Politiker vor, die EVP-Fraktion wolle die elf Fidesz-Parlamentarier »zum Schweigen bringen«.

GESCHÄFTSORDNUNG Die EVP wird vor den Sozialdemokraten auch nach dem Austritt des Fidesz der größte Block im Europaparlament bleiben. Seit Jahren rang die EVP darum, ob sie ihre ungarischen Mitglieder ausschließen soll.

Am Mittwoch stimmten die Fraktionsmitglieder mit großer Mehrheit für eine Änderung der Geschäftsordnung, wonach künftig die Suspendierung nicht nur einzelner Abgeordneter, sondern einer ganzen Delegation möglich wäre. Die Änderung war speziell auf Fidesz zugeschnitten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Bereits am Sonntag hatte Orbán in einem Brief an Weber deutlich gemacht, Fidesz werde nicht in der EVP-Fraktion bleiben, wenn man dort nicht willkommen sei.

Christoph Heubner, Geschäftsführer des Internationalen Auschwitz Komitees, begrüßte den Rückzug der Fidesz-Partei und nannte ihn einen »Akt der Klarheit und Wahrheit«. Nicht nur für Demokraten in Ungarn sei das »ein ermutigendes Signal, dass Europa nationalistischen Autokraten, ihrer Gefolgschaft und ihren antisemitischen und rechtsstaatsfeindlichen Parolen die rote Karte zeigt«.

VERGLEICH Im Dezember hatte der (jüdische) Fidesz-Delegationsleiter in Brüssel und Straßburg, Tamás Deutsch, Aussagen Webers zum EU-Rechtsstaatsmechanismus in die Nähe der NS-Geheimpolizei sowie des früheren ungarischen Staatssicherheitsdienstes AVH gerückt. Im Anschluss forderten Dutzende Abgeordnete seinen Ausschluss aus der Fraktion, wofür eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen wäre. Am Ende einigte man sich auf eine Aussetzung von Deutschs Mitgliedsrechten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Immer wieder war es in jüngster Zeit zwischen Orbáns Partei, die in Ungarn seit 2010 mit absoluter Mehrheit regiert, und den übrigen Mitgliedern der christdemokratischen Parteienfamilie zu Spannungen gekommen. Vor einem Jahr warf der amtierende EVP-Parteivorsitzende Donald Tusk Orbán den Umbau Ungarns in einen autoritären Staat vor. Als Vorwand werde dafür die Corona-Pandemie benutzt, so Tusk.

PLAKATE Streit gab es auch regelmäßig über den Umgang mit dem aus Ungarn stammenden jüdischen Mäzen George Soros. 2019 hatte Orbán landesweit Plakate aufhängen lassen, auf denen Soros gemeinsam mit dem damaligen EU-Kommissionspräsidenten, dem luxemburgischen Christdemokraten Jean-Claude Juncker, abgebildet war. Die Poster waren mit der Schlagzeile versehen: »Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, was Brüssel genau plant.«

Zeitgleich suggerierte Orbáns Regierung, Soros habe es im Verbund mit der EU darauf abgesehen, Migranten nach Europa zu holen, um so Europas christliche Ordnung zu zerstören. mth

Irak

Bericht: Israelisch-russische Geisel Elizabeth Tsurkov möglicherweise im Iran

Nachdem die USA im Fall der entführten Elizabeth Tsurkov den Druck auf den Irak erhöhen, heißt es, die Geisel wurde in den Iran verschleppt

 12.03.2025

Belgien

Fantasien über Mord an Juden fallen unter die Meinungsfreiheit

Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft: Ein Kolumnist wurde vom Vorwurf der Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden freigesprochen

von Michael Thaidigsmann  12.03.2025

Österreich

Zwei Wochen lang »Shalom Oida«

Das Jüdische Filmfestival in Wien präsentiert die Realität jüdischen Lebens – von Antisemitismus bis Schidduch

von Stefan Schocher  11.03.2025

Frankreich

»Mach hier nicht auf Jude«

Eine Umfrage unter 2000 Jugendlichen zeigt, wie sich antisemitische Vorurteile auch an französischen Schulen ausbreiten

von Michael Thaidigsmann  10.03.2025

Porträt

Der Iberzetser

Dass Russen heute noch Einblick in die jiddische Literatur erhalten, ist vor allem Walerij Dymschiz zu verdanken. Ein Treffen mit dem Sprachmittler in seiner Stammkneipe in St. Petersburg

von Polina Kantor  09.03.2025

Großbritannien

Auf der Couch bei Ms. Freud

Sie ist die Urenkelin des prominentesten Psychologen der Welt. In ihrem Video-Podcast »Fashion Neurosis« stellt Bella Freud die Fragen

von Nicole Dreyfus  08.03.2025

Dokumentation

»Mein Name ist Gal. Und ich bin Jüdin«

Die israelische Schauspielerin Gal Gadot erhielt den International Leadership Award der ADL. Ihre Dankesrede fällt kämpferisch aus

 07.03.2025

Madrid

Polizei fahndet nach Mann mit »Neonazi-Ästhetik«

Im Fall des vereitelten Brandanschlags auf die Pizzeria Rimmon Kosher in Madrid wurde bislang noch kein Verdächtiger verhaftet

 07.03.2025

Jesse Eisenberg

Erst gab es einen Oscar, jetzt die polnische Staatsbürgerschaft

In seinem Film »A Real Pain« nehmen zwei Cousins auf den Spuren ihrer Großmutter an einer Holocaust-Gedenktour in Polen teil

 06.03.2025