Jeden Mittwoch um 10 Uhr ist Generalaudienz im Vatikan. Dann empfängt der Papst Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz oder in einer Audienzhalle. Aus Anlass des bevorstehenden 70. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz traf Franziskus vergangene Woche im Anschluss an seine Generalaudienz mit einer Delegation des Internationalen Auschwitz-Komitees (IAK) zusammen.
Er begrüßte sechs Überlebende des Lagers sowie drei Auszubildende von Volkswagen, die im vergangenen Sommer an der Erhaltung der Gedenkstätte Auschwitz mitgearbeitet haben.
Die Überlebenden kamen aus Polen, Frankreich, Deutschland und Tschechien. Unter ihnen war der polnische Journalist und Vorsitzende des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau, Marian Turski, sowie die 90-jährige Esther Bejarano aus Hamburg.
Sie war 1943 im Alter von 18 Jahren von einem Sammellager in Berlin nach Auschwitz deportiert worden. Gemeinsam mit anderen jungen Frauen spielte sie im Mädchenorchester. Das musste unter anderem zum täglichen Marsch der Arbeitskolonnen durch das Lagertor spielen.
Zeitzeugen Viele Überlebende sprechen regelmäßig vor Jugendlichen über die Schoa. Für diese Aufklärungsarbeit dankte ihnen der Papst. Die IAK-Mitglieder überreichten Franziskus bei dem Treffen die »Statue der Erinnerung«. Damit ehrt das Komitee den Einsatz für Menschenrechte und gegen Antisemitismus und Fremdenhass.
Die Statue zeigt das umgedrehte »B« aus dem Schriftzug »Arbeit macht frei«, der über dem Eingang des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz hing. Der auf dem Kopf stehende Buchstabe war ein Zeichen des Widerstands der Lagerinsassen.
Der Papst wollte bei diesem Treffen einen weiteren Akzent der Versöhnung setzen. Bereits im September hatte er der Stiftung Auschwitz-Birkenau 100.000 Euro überweisen lassen. Stiftungspräsident Piotr Cywinski sprach damals von einem »wichtigen Signal«, weil es die »fundamentale Rolle des Erinnerns für den heutigen Menschen« anerkennt. Die Stiftung ist Trägerin des Museums und der Gedenkstätte, die an das größte nationalsozialistische Vernichtungslager erinnern.
Mit Franziskus’ Spende wurde der Vatikan zum 31. Staat, der zum Stiftungsvermögen beiträgt. Es beläuft sich auf 120 Millionen Euro. Mit dem Geld bestreitet die Stiftung Auschwitz-Birkenau die laufenden Kosten für das Museum. ja