Nach dem Terroranschlag auf das Touristen-Café »German Bakery« in der westindischen Stadt Pune dauert die Suche nach den Hintermännern an. Punes Polizeichef Satyapal Singh teilte mit, die Polizei habe vier Verdächtige festgenommen. Zwei von ihnen sollen Verbindungen zu der indischen Terrorgruppe »Indian Mujahideen« haben, wie die Nachrichtenagentur PTI am Dienstag meldete. Bei dem Bombenanschlag wurden zehn Menschen getötet und rund 60 verletzt.
Das »German Bakery« befindet sich in der Nähe des weltweit bekannten Osho Ashrams der Bhagwan-Bewegung und nur wenige Meter von einem Chabad-Zentrum entfernt. Ein Mitarbeiter des indischen Geheimdienstes äußerte am Samstag die Vermutung, der Anschlag könnte dem jüdi- schen Zentrum gegolten haben. Indische Medien spekulieren, weil gerade der Polizeichef der Stadt zu Gast im Chabad-Haus war, seien die Täter in Panik geraten und hätten das Szene-Café ausgewählt.
Nach Ansicht Nitzan Nuriels, Leiter des Stabs für Terrorbekämpfung bei der nationalen israelischen Sicherheitsbehörde, habe sich der Anschlag jedoch nicht gegen das Chabad-Haus gerichtet. Allerdings hätten Terrorgruppen, die in der Region agieren, nach wie vor jüdische Zentren im Visier.
drahtzieher Einen Tag vor der Explosion in Pune hatten die beiden verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan wieder einen Termin für neue Gespräche anberaumt, den 25. Februar. Indische Medien spekulieren daher, ob nicht auch die in Pakistan beheimatete Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba in den Pune-Anschlag verwickelt ist. Diese gilt als Drahtzieher der Mumbai-Angriffe.
Bei einer Anschlagserie in Mumbai hielten im November 2008 islamistische Terroristen mehr als drei Tage lang Gäste und Angestellte in ihrer Gewalt. Rund 170 Menschen kamen damals ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Die Angreifer besetzten auch das Chabad-Zentrum der Stadt, das Nariman House. Dort töteten sie sechs Menschen, darunter den jungen Rabbiner Gavriel Holtzberg und seine Frau Rivka.
Nach Berichten der Times of India sei die Bewachung des Chabad-Zentrums in Pune vor vier Monaten verstärkt worden. Seitdem werden auch einige Polizisten eingesetzt. »Aber danach bekamen wir keine Sicherheitsinformationen mehr von der Polizei«, sagte Rabbi Betzalel Kupchik.
bewachung Nach der Explosion wurde die Sicherheit des Chabad-Hauses erhöht. Derzeit bewachen mehrere bewaffnete Männer gemeinsam mit Polizisten die Tore des Zentrums. »Wir vertrauen ihnen und handeln nach ihren Anweisungen«, sagt Rachel Kupchik, die Frau des Rabbiners.
Die Rebbezin hielt sich zu Hause auf, als nach Ende des Schabbats der Sprengsatz explodierte. »Nach dem jüdischen Kalender war es der erste Tag des Monats Adar. Wenn er beginnt, mehren sich Freude und Frieden, wird uns gelehrt«, sagt Kupchik. Doch leider sei es ein sehr, sehr trauriger Tag geworden. Wenige Stunden nach dem Anschlag habe sie sich auf den Weg zu den Krankenhäusern gemacht, um nach israelischen Opfern zu suchen. »Baruch haschem, es gab keine.«