Der Vorstand des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC) hat den Österreicher Ariel Muzicant zum Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Moshe Kantor bestimmt. Bei einer Sitzung des Exekutivausschusses wurde Muzicant – der lange Jahre der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens vorgestanden hatte – als EJC-Interimspräsident bestimmt.
SANKTIONEN In einer auf der EJC-Webseite veröffentlichten Mitteilung hieß es, man habe »die Entscheidung von Dr. Kantor zur Kenntnis genommen, mit sofortiger Wirkung als Präsident der Organisation zurückzutreten, um sicherzustellen, dass das EJC seine wichtige Aufgabe ohne Ablenkung fortsetzen kann«.
Der russisch-israelisch-britische Geschäftsmann Kantor war vergangene Woche von Großbritannien und der EU mit Sanktionen belegt worden wegen seiner mutmaßlich engen Verbindungen zum russischen Staatschef Wladimir Putin. Die Mitglieder des EJC-Vorstands dankten Kantor für seine »hervorragende Arbeit« an der Spitze des jüdischen Dachverbands in den letzten 14 Jahren und würdigten »seine Führungsstärke, sein Engagement und seinen Einsatz für das jüdische Leben in Europa«.
Ariel Muzicant, der seit 2012 als Vizepräsident des EJC fungiert, wurde einstimmig zum Interimspräsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses ernannt. Wie in den Statuten der Organisation vorgesehen, wird er sein Amt bis zur nächsten Generalversammlung ausüben.
MEDIZINER Muzicant wurde 1952 in Haifa geboren. Seine Familie zog 1956 nach Wien, wo er später Medizin studierte. Muzicant ist Partner bei Colliers International Property Consultants, dem drittgrößten Immobiliennetzwerk weltweit. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und elf Enkelkinder.
Von 1998 bis 2012 stand er an der Spitze der IKG Wien sowie der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs. Die EJC ist der repräsentative Dachverband von 42 nationalen jüdischen Gemeinden in Europa. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ist ihm angeschlossen.