Schon vor der jüngsten Attacke in Zürich ist es in Frankreich zu einem Angriff auf einen als Juden erkennbaren Mann gekommen. Das 62-jährige Opfer, das eine Kippa trug, kam am Freitag aus einer Synagoge in Paris. Das Gemeindemitglied, das wohl gerade am Schabbat-Gottesdienst teilgenommen hatte, wurde von einem bisher nicht identifizierten Angreifer geschlagen, zu Boden geworfen und dann getreten, wie französische Publikationen berichteten.
Es besteht aufgrund der Umstände kein Zweifel daran, dass der Angriff im zum 20. Pariser Arrondissement gehörenden Viertel Saint-Blaise antisemitisch motiviert war - ebenso wie die Attacke in Zürich, wo ein 50-jähriger Mann, der ebenfalls als Jude erkennbar war, am Samstag von einem Teenager mit einem Messer lebensgefährlich verletzt wurde.
Nach Angaben von Zeugen beleidigte der Angreifer in Paris sein Opfer antisemitisch und soll es als »schmutzigen Juden« beschimpft haben. Eine Frau, die ebenfalls Gemeindemitglied in Saint-Blaise ist, wurde bei »France Info« zitiert: »Es hat mich schockiert, denn wir hatten nie Probleme in unserer Synagoge«, sagte sie.
Jugendfreund greift an
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin erklärte auf der Plattform X, es werde alles getan, um den Urheber dieser unsäglichen Tat zu finden. Darmanin hatte zuvor eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen vor Synagogen angekündigt.
In Frankreich ist seit dem 7. Oktober 2023 ein Anstieg von Anitisemitismus – auch von Gewalttaten – zu beobachten. Das Innenministerium in Paris und der Rat der jüdischen Institutionen in Frankreich (CRIF) hatten Ende Januar darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der antisemitischen Vorfälle im vergangenen Jahr vervierfacht hatte – von gut 400 auf 1674.
Am 12. Februar 2024 kam es im 14. Arrondissement zu einem besonders brutalen Angriff: In der Rue de la Tombe-Issoire wurde ein 35-jähriger Jude von einem Mann beleidigt, der anschließend mehrfach auf ihn einstach. Vor einem Waschsalon brach das Opfer blutüberströmt zusammen. Mit viel Glück überlebte es. Der Täter war offenbar ein Jugendfreund des Mannes.
Nach dem jüngsten Fall eröffnete die Pariser Staatsanwaltschaft »ein Ermittlungsverfahren wegen des Straftatbestands des versuchten Mordes aus religiösen Gründen« – so die offizielle Bezeichnung dieser Art von Hasskriminalität in Frankreich.