Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Großbritannien ist 2023 nach Angaben einer jüdischen Wohltätigkeitsorganisation auf einen Höchststand gestiegen – vor allem wegen des Gaza-Kriegs.
The Community Security Trust (CST) sprach am Donnerstag von einer »Explosion des Hasses« gegen die jüdische Gemeinde, das sei eine »absolute Schande«. Demnach wurden 4103 antisemitische Vorfälle gemeldet, deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021 mit 2261.
Rund zwei Drittel der Taten hätten sich am oder nach dem 7. Oktober ereignet, dem Tag des Überfalls der islamistischen Hamas auf Israel. Allein in der Woche nach dem Terrorangriff wurden der Organisation 416 antisemitische Vorfälle gemeldet.
»Missbräuchliches Verhalten«
Innenminister James Cleverly und die innenpolitische Sprecherin der oppositionellen Labour-Partei, Yvette Cooper, kritisierten antisemitische Taten scharf.
»Die Geschwindigkeit, mit der Antisemiten im Vereinigten Königreich am und unmittelbar nach dem 7. Oktober mobilisiert haben, legt nahe, dass dieser Anstieg des antijüdischen Hasses zumindest zunächst eine Feier des Hamas-Angriffs auf Israel war und nicht die Wut über Israels militärische Reaktion in Gaza«, betonte CST.
Bei einem Großteil der Vorfälle habe es sich um »missbräuchliches Verhalten« gehandelt, der Begriff umfasst unter anderem Einschüchterungen, Beschuldigungen und Demütigungen. In Hunderten Fällen ging es zudem um Körperverletzung, Drohungen sowie Beschädigung oder Schändung.
Besorgniserregend sei der Anteil von Minderjährigen, hieß es weiter. Bei fast einem Fünftel der Täter, bei denen das ungefähre Alter bekannt war, habe es sich um unter 18-Jährige gehandelt. CST-Chef Mark Gardner sagte, die Taten ereigneten sich in allen Bereichen des Lebens, in Schulen und Universitäten, am Arbeitsplatz, auf der Straße und in sozialen Medien. dpa