Die Särge der vier bei dem Attentat auf einen koscheren Supermarkt in Paris getöteten jüdischen Männer sind am frühen Dienstagmorgen in Tel Aviv angekommen. Die Opfer sollen auf dem Friedhof Har Hamenuchot in Jerusalem beerdigt werden. Dort ruhen auch die Opfer des Terroristen Mohammed Merah, der im März 2012 vor einer jüdischen Schule in Toulouse vier Menschen erschoss.
An der Beerdigung der Pariser Terroropfer werden auch Israels Staatspräsident Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanjahu teilnehmen. Paris schickt Umweltministerin Ségolène Royal zu den Trauerfeierlichkeiten.
Tatort Am Montag besuchten Netanjahu und Israels Außenminister Avigdor Lieberman den Tatort an der Porte de Vincennes im Pariser Osten. Netanjahu traf außerdem hochrangige Vertreter der jüdischen Gemeinde. Vor dem koscheren Supermarkt wurde Netanjahu mit »Bibi, Bibi«-Rufen empfangen.
Er sagte, es gebe eine direkte Verbindung zwischen Anschlägen extremistischer Islamisten auf der ganzen Welt und den Geschehnissen im Pariser Supermarkt »Hyper Cacher«. »Ich erwarte von allen führenden Politikern, mit denen ich am Sonntag durch die Straßen von Paris gelaufen bin, den Terrorismus zu bekämpfen, wo immer er auftritt, auch wenn er gegen Israel und Juden gerichtet ist.«
Ausreise Der Premier ermunterte Frankreichs Juden zur Ausreise. Er erklärte, sie seien in Israel stets willkommen. »Juden haben eine Möglichkeit, die es früher nicht gab: nämlich im einzigen jüdischen Staat der Welt, in Israel, in Freiheit zu leben.« Bereits zuvor hatte er erklärt, Israel sei »die Heimat« der Juden – was der Pariser Regierung missfiel, fürchtet sie doch eine massive Auswanderung von Juden.
Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete unterdessen, Netanjahu sei bei der Pariser Demonstration am Sonntag nicht willkommen gewesen, denn Frankreichs Präsident François Hollande wolle den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht importieren. Netanjahu hätte in letzter Minute beschlossen, doch nach Paris zu fliegen. Außenminister Lieberman dementierte diese Information.
Sicherheit Auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, traf am Montag in Paris mit François Hollande zusammen, um mit ihm über die Situation der jüdischen Gemeinde in Frankreich nach den Anschlägen zu sprechen.
Lauder zeigte sich erfreut über die Solidaritätskundgebungen am Sonntag, an denen in ganz Frankreich fast vier Millionen Menschen teilgenommen hatten, und lobte die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen der Regierung. Paris kündigte an, die 717 jüdischen Schulen und Einrichtungen des Landes mit einem Aufgebot von 4700 Polizisten zu schützen. Zudem sollen 10.000 Soldaten eingesetzt werden, um gefährdete Orte abzusichern.
Lauder räumte ein, es sei zwar nicht möglich, vor jedes jüdische Geschäft einen Polizisten zu stellen, doch in der derzeitigen Situation habe man keine andere Wahl, als die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen, vor allem in jüdischen Schulen. »Frankreichs jüdische Gemeinde erlebt die schlimmsten Angriffe seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Wir müssen gemeinsam sicherstellen, dass unsere Freiheiten gewährleistet wird und wir den Krieg gegen den Terror gewinnen«, sagte Lauder. Nach seinen Worten denkt der Jüdische Weltkongress darüber nach, demnächst ein Büro in Paris zu eröffnen.