Belgien

Angst in Antwerpen

In der Nähe des Tatorts: Eisenbahnbrücke am Hauptbahnhof in Antwerpen Foto: Alexander Stein

Die gute Nachricht, wenn es denn eine gibt: Das Opfer des Attentats vom vergangenen Samstag hat inzwischen das Krankenhaus verlassen. Der 31-jährige angehende Rabbiner Jehoshua Malik erlitt Verletzungen am Hals, als er auf dem Weg zum morgendlichen Schabbatgottesdienst in der Belzer Synagoge auf offener Straße mit einem spitzen Gegenstand – vermutlich einem Messer – angegriffen wurde. Das Attentat ereignete sich nahe der Eisenbahnbrücke, die sich mitten durch das jüdische Viertel am Antwerpener Hauptbahnhof zieht. Jeden Schabbat sind dort Tausende Bewohner zwischen ihren Häusern und den Synagogen unterwegs.

Polizei Auch zwei Tage nach dem Angriff fehlt von dem Täter jede Spur. Die Polizei nahm am Samstag kurze Zeit nach der Tat einen verdächtigen Mann fest, ließ ihn jedoch wieder frei, da er mit dem Angriff offenbar nichts zu tun hatte. Interne Sicherheitsdienste bezogen anschließend Stellung vor den Synagogen in der Stadt. Die jüdische Wochenzeitschrift Joods Actueel berichtet von »Konsternierung und Angst«, der Täter könne erneut zuschlagen.

Die Folgen des Anschlags sind in Antwerpen auch zu Wochenbeginn noch zu spüren. »Wir sind geschockt«, sagte Lieve Schacht, Redakteurin bei Joods Actueel, der Jüdischen Allgemeinen. »Auf der Straße merkt man keinen Unterschied, aber die Menschen sind unruhig und ängstlich. Natürlich ist es nicht das erste Mal. Nach dem Attentat im Jüdischen Museum in Brüssel im Mai war klar, dass dies nicht nur dort passieren kann – man wusste, dass auch die Juden in Antwerpen verletzbar sind.«

Die Polizei setzt bei der Suche nach dem Attentäter auf die Aufzeichnungen von Video-Kameras in der Umgebung. Weil es darüber hinaus aber auch am Montag noch keinerlei Hinweise gibt, halte man »alle Optionen offen«, einschließlich eines »rassistischen« Hintergrunds, so der Pressesprecher der Antwerpener Polizei.

Deutlicher wurde das flämische Forum der Joodse Organisaties (FJO): »Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es hier um eine Tat aus purem Antisemitismus geht«, liest man in einer Erklärung. Neben dem Abscheu über den Angriff drückt man die Hoffnung aus, »die Autoritäten werden alles Nötige tun, jüdische Einrichtungen zu schützen«.

Schutz Mit just diesem Thema beschäftigt sich der liberale Antwerpener Politiker Claude Marinower schon länger. Seit die Regierung in den benachbarten Niederlanden im September beschloss, den Schutz jüdischer Einrichtungen mit 1,5 Millionen Euro zu bezuschussen, setzt sich Marinower für eine ähnliche Regelung in Belgien ein. Doch betont er: »Gerade die Geschehnisse vom Samstag zeigen, dass alle Sicherheitsvorkehrungen eine solche Tat nicht ausschließen können.«

Marinower, einer der bekanntesten jüdischen Politiker Belgiens, warnt, vorschnelle Schlüsse bezüglich des Täters zu ziehen. »Deutlich aber ist: Das Opfer wurde angegriffen, weil es leicht als Jude zu erkennen war.«

Viele fragen sich: Wie soll man jetzt mit der Unsicherheit umgehen? »Angst«, sagt Julien Klener, Präsident des Consistoire Central Israélite de Belgique, »hat noch nie etwas gelöst. Und existenzielle Fragezeichen gibt es ja nicht erst seit Samstag. Aber erhöhte Wachsamkeit ist notwendig und eine moralische Pflicht.«

Türkei

Berichte: Türkische Polizei verhaftet Mann, der Anschläge auf Juden plante

Der Tatverdächtige soll Befehle vom Islamischen Staat erhalten haben

 21.02.2025

London

Fasten und Beten gegen säkulare Bildung

Die ultraorthodoxe Gemeinde fürchtet die staatliche Kontrolle ihrer Schulen. Andere Juden finden gerade dies dringend nötig

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  17.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

USA

Die Hoffnung von San Francisco trägt Levi’s-Jeans

Dem beliebten Touristenziel geht es schlecht. Der Millionenerbe und Philanthrop Daniel Lurie soll es richten. Er ist der vierte jüdische Bürgermeister Westküstenmetropole

von Sarah Thalia Pines  16.02.2025

USA

Aus dem Schatten von Taylor Swift

Gracie Abramsʼ Stern scheint am Pophimmel gerade besonders hell. Das liegt nicht nur an ihrer besten Freundin

von Nicole Dreyfus  16.02.2025

Griechenland

Israelisches Paar in Athen angegriffen

Der Mann und die Frau sprachen auf der Straße Hebräisch – zwei arabischsprachige Männer attackierten sie mit einem Messer

 16.02.2025

Australien

Krankenpfleger drohen, israelische Patienten zu ermorden

Premierminister Anthony Albanese sagt, das Video sei »von Hass getrieben und widerlich.«

von Imanuel Marcus  14.02.2025

Polen

Ronald S. Lauder erhält Karski-Preis

Lauder wird für sein Engagement für die Erneuerung jüdischen Lebens in Polen und das Schoa-Gedenken geehrt

 13.02.2025

Künstliche Intelligenz

So Fake, aber so gut

Ein AI-generiertes, an den Antisemiten Kanye West adressiertes Video geht gerade viral. Und es ist eine Wohltat!

von Sophie Albers Ben Chamo  12.02.2025