Graz

Angriff auf Gemeindepräsidenten

Die österreichische Polizei ermittelt. Foto: imago

Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist am Samstagabend vor dem jüdischen Gemeindehaus von einem Unbekannten attackiert worden, wie ein Polizeisprecher dem Österreichischen Rundfunk (ORF) bestätigte.

Wie der ORF berichtet, wollte Rosen mit seinem Auto auf das Grundstück des Gemeindehauses fahren, als er angegriffen wurde. Als er sein Auto verlassen habe, sei er von dem Unbekannten offenbar mit einem Baseballschläger angegriffen worden. Rosen habe sich in letzter Sekunde zurück ins Auto flüchten können. Danach habe der Angreifer noch auf das Fahrzeug eingeschlagen, bevor er die Flucht ergriffen habe.

reaktionen Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz reagierte erschüttert auf den Angriff. »Für Antisemitismus darf es in Österreich keinen Platz geben«, teilte Kurz am Samstagabend auf Twitter mit und versprach eine rasche Suche nach dem Täter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz aufs Schärfste. »Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft«, schrieb er am Abend auf Twitter. »Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Innenminister Karl Nehammer ordnete eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen in Österreich an.

Synagoge Bereits am Mittwoch und am Freitag war die Grazer Synagoge Ziel von Anschlägen. Der Unbekannte, der den Präsidenten der Gemeinde am Samstag attackierte, sei laut Polizei von Statur und Aussehen jener Person, die bei den Taten zuvor auf den Überwachungskameras zu erkennen gewesen war, sehr ähnlich gewesen.

Bei dem Anschlag in der Nacht zu Samstag wurde ein großflächiges Fenster an der Nordseite der Synagoge mit einem Zementbrocken vollkommen durchschlagen.

Bei dem Anschlag in der Nacht zu Samstag wurde ein großflächiges Fenster an der Nordseite des Gebäudes mit einem Zementbrocken vollkommen durchschlagen, weitere wurden beschädigt. Es entstand erheblicher Sachschaden. Das Landesamt für Terrorismusbekämpfung und Verfassungsschutz ermittelt.

parolen Bei dem Anschlag am Mittwoch waren die Ostmauer der Synagoge sowie das jüdische Gemeindehaus großflächig mit propalästinensischen Parolen beschmiert worden. Schon bei diesem Vorfall waren Steine in den Hof der Gebäude geschleudert worden.

»Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passiert«, zitierten österreichische Medien Rosen. Es sei traurig, dass es in Graz zu solchen Vorfällen komme. Er lasse sich aber davon nicht beirren: »Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen.«

Gegenüber dem »Kurier« sagte Rosen, dass die Anschläge auf die Synagoge »ein in den letzten Jahren deutlich wahrnehmbares Ansteigen des Antisemitismus« bestätigten. Sie stellten einen Tiefpunkt in der Geschichte der Grazer Juden nach 1945 dar. Eine derartige Tat habe es in Österreich in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben. Er appellierte an die Politik und die Zivilgesellschaft, wirksam gegen Antisemitismus vorzugehen und es nicht bei frommen Lippenbekenntnissen zu belassen.

Einmal mehr sei eine rote Linie überschritten worden, erklärte der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt.

Sicherheitsmaßnahmen »Ein Angriff auf ein Mitglied unserer Gemeinden ist ein Angriff auf ganz Österreich«, betonte der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich, Oskar Deutsch, in einer Mitteilung. Die Sicherheitsmaßnahmen der Jüdischen Gemeinden würden vorsichtshalber verstärkt, kündigte Deutsch nach einer Telefonkonferenz mit Vertretern aller vier Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich an.

Einmal mehr sei eine rote Linie überschritten worden, erklärte der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt. »Im Europa des 21. Jahrhunderts ist das leider traurige Realität geworden, indem sich der Hass auf Juden und auch auf Israel verbal, physisch sowie digital seinen Weg bahnt.« Der Oberrabbiner kritisierte, dass die Behörden mit Blick auf frühere Ereignisse nicht unverzüglich für Sicherheit gesorgt hätten. ja (mit kna/dpa)

Amsterdam

Spätherbst in Mokum

Einen Monat nach der Hetzjagd auf israelische Fußballfans diskutieren die Niederlande über Antisemitismus. In der jüdischen Gemeinschaft bleibt eine fundamentale Unsicherheit

von Tobias Müller  12.12.2024

Schweiz

Fünf Übergriffe auf Juden an einem Wochenende in Zürich

Die jüdische Gemeinschaft der Schweiz ist zunehmend verunsichert - der Antisemitismus hat ein Allzeithoch erreicht

 11.12.2024

Osteuropa

Der Zauber von Lublin

Isaac Bashevis Singer machte die polnische Stadt im Roman weltberühmt – jetzt entdeckt sie ihr jüdisches Erbe und bezieht es in die Vorbereitungen auf das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2029 mit ein

von Dorothee Baer-Bogenschütz  10.12.2024

Sofia

Nach Nichtwahl ausgeschlossen

Bulgarien steckt in einer politischen Dauerkrise - und mittendrin steht ein jüdischer Politiker, den seine Partei jetzt ausschloss

von Michael Thaidigsmann  09.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024

Österreich

Jüdisch? Arabisch? Beides!

Mit »Yalla« widmet sich das Jüdische Museum Hohenems einer komplexen Beziehungsgeschichte

von Nicole Dreyfus  07.12.2024

Australien

Anschlag auf Synagoge »völlig vorhersebare Entwicklung«

Die jüdische Gemeinde in Australien steht unter Schock. Auf die Synagoge in Melbourne wurde ein Anschlag verübt. Die Ermittlungen laufen

 06.12.2024

Streit um FPÖ-Immunität

Jüdische Studenten zeigen Parlamentspräsidenten an

Walter Rosenkranz habe Ansuchen der österreichischen Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität von drei FPÖ-Parteifreunden verschleppt.

von Stefan Schocher  05.12.2024

USA

Trump will Jared Isaacman zum NASA-Chef ernennen

Der mögliche zweite Jude auf dem Chefsessel der Weltraumbehörde hat ehrgeizige Vorstellungen

von Imanuel Marcus  05.12.2024