Eineinhalb Tage nach einem Angriff auf einen orthodoxen 50-jährigen Juden in Zürich verdichten sich die Hinweise darauf, dass es sich um ein antisemitisch motiviertes Verbrechen gehandelt haben könnte. Dies gehe aus Aussagen von Familienmitgliedern des Opfers hervor.
Der Mann war am Samstagabend von einem Jugendlichen mit einer Stichwaffe attackiert worden, wie die Sicherheitsbehörden in Zürich mitteilten. Mit lebensgefährlichen Verletzungen sei das Opfer später in ein Krankenhaus gebracht worden.
Der 15-jährige Täter wurde von Passanten festgehalten und konnte daher noch am Tatort festgenommen werden. Dieselben Passanten sollen den Angreifer davon abgehalten haben, dem Opfer noch mehr Stichwunden zuzufügen.
»Teil der Al-Aksa-Brigaden«
Die Publikation »20 Minuten« berichtet, die Frau hätte mit ihren Kindern am Samstagabend ihre eigenen Eltern besucht. Der 50-jährige Familienvater habe nachkommen wollen. Er klingelte, erschien aber nicht in der Wohnung seiner Schwiegereltern. Der Schwiegervater, so die Online-Zeitung, habe aus dem Fenster geschaut, den Schwiegersohn sitzen sehen. Daraufhin sei der 14-jährige Sohn des Opfers hinuntergegangen. Als klar war, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, eilte die ganze Familie hinunter.
Laut »Blick«, einer weiteren Publikation in der Schweiz, drohte der Täter der Familie. Er sagte, er sei Teil der Al-Aksa-Brigaden. Es sei seine Aufgabe, »alle Juden zu töten«.
»Erschüttert und schockiert«
Bisher haben die Ermittlungsbehörden ein antisemitisches Verbrechen nicht bestätigt, es aber auch nicht ausgeschlossen. Die Kantonspolizei Zürich und die Jugendstaatsanwaltschaft sind mit Ermittlungen beschäftigt.
Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) erklärte dessen Generalsekretär Jonathan Kreutner gegenüber dem SRF, er sei »ziemlich erschrocken«, denn physische Übergriffe gegen Juden passierten in der Schweiz eher selten. Allerdings hätten Angriffe seit dem 7. Oktober 2023 zugenommen.
Laut Kreutner ist die jüdische Gemeinschaft erschüttert und schockiert darüber, dass ein Gemeindemitglied brutal angegriffen und verletzt worden sei. Der Angriff habe einen Versuch dargestellt, das Opfer »vielleicht auch umzubringen«.
»Vorsichtiger und besonnener«
Die gute Nachricht sei, dass das Opfer überlebt habe, sagte Kreutner dem SRF. Für den SIG mahnte er Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft, »vorsichtiger und besonnener in der Öffentlichkeit aufzutreten.«
Am Sonntag kam es in Zürich zu einer Demonstration gegen Judenhass. Die Teilnehmer solidarisierten sich mit dem Opfer der Attacke. im