Jubiläum

100 Jahre »Bambi«

Anfang 1923 erschien Felix Saltens Roman

von Tobias Kühn  04.03.2023 18:58 Uhr

Hauptheld in Saltens Roman: Rehkitz Foto: Getty Images/iStockphoto

Anfang 1923 erschien Felix Saltens Roman

von Tobias Kühn  04.03.2023 18:58 Uhr

Das berühmteste Reh der Literaturgeschichte erblickt vor 100 Jahren im Dickicht des Waldes das Licht der Welt. Seine Mutter wird bei einer Treibjagd erschossen, und so muss das Rehkitz allein zurechtkommen. In liebevoll poetischer Sprache schrieb Felix Salten 1922 den Roman Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde. Anders als damals üblich zeigt das Buch nicht ein Tier, das Menschen bedroht, sondern wie Tiere zum Opfer des Menschen werden – und das, obwohl der Autor Jäger war.

Dass sich das Erscheinen erst dieser Tage zum 100. Mal jährt, liegt daran, dass der Berliner Ullstein Verlag das Buch, das eigentlich bereits Ende 1922 herauskam, auf 1923 vordatierte, damit es länger als Neuerscheinung galt. Im Falle von Bambi wäre dies nicht nötig gewesen, denn es wurde zu einem Klassiker – nicht zuletzt, weil Walt Disney den Stoff 1942 als Zeichentrickfilm in die Kinos brachte.

WIEN Durch Bambi wurde auch sein Autor Felix Salten bekannt. Als Siegmund Salzmann wurde er 1869 in Budapest geboren. Seine Eltern waren ungarische Juden, sie zogen kurz nach der Geburt des Sohnes nach Wien. Mit 16 geht Siegmund Salzmann ohne Abschluss von der Schule ab, arbeitet bei einer Versicherung und veröffentlicht als 18-Jähriger unter dem Pseudonym Felix Salten sein erstes Gedicht.

In den Kaffeehäusern der Stadt lernt er Schriftsteller und Dramatiker wie Arthur Schnitzler oder Karl Kraus kennen und freundet sich mit ihnen an. Er wird Journalist und Theaterkritiker, später schreibt er vor allem über Skandale am kaiserlichen Hof.

BERLIN 1902 heiratet Salten die Burgschauspielerin Ottilie Metzl. Vier Jahre später geht er nach Berlin und wird Chefredakteur der »B.Z. am Mittag« und der »Berliner Morgenpost«, kehrt jedoch nach wenigen Monaten zurück, da es ihm in Berlin nicht gefällt.

Zurück in Wien, schreibt er Operettenlibretti, Filmdrehbücher sowie Theater- und Varieté-Stücke. Anfang der 1920er-Jahre beginnt er, Romane zu schreiben, wie das Kinderbuch Bambi. Dessen Rechte verkauft er für 1000 Dollar an Walt Disney, schon damals eine lächerliche Summe, doch Salten braucht das Geld, denn ab 1935 sind seine Bücher in Deutschland verboten. Dass Bambi zu einem der gewinnbringendsten Filme aller Zeiten wird, nutzt Salten finanziell nichts. Nach dem »Anschluss« Österreichs geht er ins Schweizer Exil und stirbt 1945 wenige Monate nach Kriegsende.

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Irak

Bericht: Israelisch-russische Geisel Elizabeth Tsurkov möglicherweise im Iran

Nachdem die USA im Fall der entführten Elizabeth Tsurkov den Druck auf den Irak erhöhen, heißt es, die Geisel wurde in den Iran verschleppt

 12.03.2025

Belgien

Fantasien über Mord an Juden fallen unter die Meinungsfreiheit

Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft: Ein Kolumnist wurde vom Vorwurf der Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden freigesprochen

von Michael Thaidigsmann  12.03.2025

Österreich

Zwei Wochen lang »Shalom Oida«

Das Jüdische Filmfestival in Wien präsentiert die Realität jüdischen Lebens – von Antisemitismus bis Schidduch

von Stefan Schocher  11.03.2025

Frankreich

»Mach hier nicht auf Jude«

Eine Umfrage unter 2000 Jugendlichen zeigt, wie sich antisemitische Vorurteile auch an französischen Schulen ausbreiten

von Michael Thaidigsmann  10.03.2025

Porträt

Der Iberzetser

Dass Russen heute noch Einblick in die jiddische Literatur erhalten, ist vor allem Walerij Dymschiz zu verdanken. Ein Treffen mit dem Sprachmittler in seiner Stammkneipe in St. Petersburg

von Polina Kantor  09.03.2025

Großbritannien

Auf der Couch bei Ms. Freud

Sie ist die Urenkelin des prominentesten Psychologen der Welt. In ihrem Video-Podcast »Fashion Neurosis« stellt Bella Freud die Fragen

von Nicole Dreyfus  08.03.2025

Dokumentation

»Mein Name ist Gal. Und ich bin Jüdin«

Die israelische Schauspielerin Gal Gadot erhielt den International Leadership Award der ADL. Ihre Dankesrede fällt kämpferisch aus

 07.03.2025

Madrid

Polizei fahndet nach Mann mit »Neonazi-Ästhetik«

Im Fall des vereitelten Brandanschlags auf die Pizzeria Rimmon Kosher in Madrid wurde bislang noch kein Verdächtiger verhaftet

 07.03.2025