Der britische Fußball hat sich in punkto Rassismusbekämpfung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Doch ist er schon seit Jahren darauf erpicht, sein Image zu verbessern. Im Licht dieser Bemühungen steht auch die Partnerschaft zwischen der englischen Football Association und dem Holocaust Educational Trust (HET).
Geschichtsbewusstsein Die Organisation mit Sitz in London hat sich zur Aufgabe gemacht, nachfolgende Generationen über die Schoa zu informieren und ein lebendiges Geschichtsbewusstein zu schaffen. So veröffentlichte der HET kürzlich einen Dokumentarfilm, der für großes Aufsehen sorgte, denn es kommen darin britische Top-Fußballer zu Wort.
Der siebenminütige Streifen trägt den Titel Introduction to the Holocaust – Footballers remember und entstand während der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Polen. Er zeigt Spieler der englischen Nationalmannschaft bei einem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und im Gespräch mit den Holocaust-Überlebenden Zigi Shipper und Ben Helfgott.
Zu den Fußballprofis, die sich in der Doku äußern, gehören Mannschaftskapitän Steven Gerrard, Manchester-City-Torwart Joe Hart, Joleon Lescott, Phil Jagielka und Manager Roy Hodgson.
Langzeitprojekt Der auf DVD erhältliche Film soll im Rahmen eines Langzeitprojekts an britische Schulen geschickt werden. Er enthält einen historischen Abschnitt, der über die Vernichtung des europäischen Judentums im »Dritten Reich« informiert, und einen dokumentarischen Abschnitt, in dem der Auschwitz-Besuch der Nationalspieler gezeigt wird. Außerdem zeigt er, wie 15 Profi-Fußballer Oskar Schindlers ehemalige Fabrik in Krakau besichtigten, die durch Steven Spielbergs Film Schindlers Liste weltbekannt wurde.
HET-Vorsitzende Karen Pollock und der Chef der Football Association, David Bernstein, sind von dem gemeinsamen Projekt begeistert: Die Unterstützung der Spieler werde es vielen jungen Menschen ermöglichen, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen, sagte Pollock.
»Ich bin stolz auf die Beteiligung von Hodgson und den Nationalspielern«, erklärte FA-Chef Bernstein. »Wir glauben, dass der Fußball seine Rolle dabei spielen kann, die Gesellschaft zu ermutigen, sich gegen Intoleranz in allen Formen auszusprechen.«
Der HET hat in den vergangenen Jahren bereits Erfahrung gesammelt beim Veröffentlichen von Dokumentationen – auch wenn diese nicht ganz so viel »Star-Qualität« hatten. So produzierte er 2005 in Kooperation mit dem Shoah Foundation Institute der University of Southern California die DVD Recollections – Eyewitnesses remember the Holocaust. Die Dokumentation enthält Augenzeugenberichte von 18 Schoa-Überlebenden und erschütterte das britische Publikum derart stark, dass der Film mit dem renommierten BAFTA-Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.
Gegründet wurde der Holocaust Educational Trust im Jahr 1988 von den britischen Adligen Lord Janner of Braunstone und Lord Merlyn Roos. Neben einer Kampagne, das Wissen um die Schoa zum Pflichtfach in weiterführenden Schulen Großbritanniens zu machen, setzte sich der HET 1998 erfolgreich dafür ein, das Eigentum von Holocaust-Opfern an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Auch auf dem Weg dahin, dass der Holocaust-Gedenktag im Jahr 2001 in Großbritannien eingeführt wurde, spielte der HET eine maßgebliche Rolle.
Einer der Schwerpunkte in der Arbeit des Holocaust Educational Trust ist das landesweite Projekt »Lessons from Auschwitz«. In dessen Rahmen soll zwei Schülern von jeder britischen Schule der Besuch des ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermöglicht werden. Seit 2005 haben bereits 18.000 Jugendliche an dem Projekt teilgenommen.