Der aus Äthiopien stammende Israeli Avera Mengistu und ein Beduine aus dem Süden Israels werden offenbar von der Hamas im Gazastreifen festgehalten. Israelische Behörden gehen davon aus, dass beide am Leben sind. Die Hamas hüllt sich dazu bisher in Schweigen.
Wie es zu dem Verschwinden der beiden Israelis kam, ist höchst undurchsichtig. Der 28-jährige Israeli aus einem Armutsviertel in Aschkelon sei schon im September verschwunden. Mit richterlicher Verfügung wurde eine strenge Nachrichtensperre verhängt. Warum die ausgerechnet jetzt aufgehoben wurde, dazu gab es keine Angaben.
Geheimhaltung Israels Staatspräsident Reuven Rivlin war von der Aufhebung der Nachrichtensperre am Donnerstag »nicht überrascht«, da er von Anfang an eingeweiht gewesen sei. Er habe mit der Familie Kontakt gehalten. Diese habe jedoch den Wunsch geäußert, das Verschwinden Mengistus geheim zu halten. Gleichzeitig hieß es, dass die Behörden der Familie zur Geheimhaltung geraten hätten, um den Verbleib der verschwundenen Israelis mithilfe eines deutschen Vermittlers auszuloten. Es gab zudem Vermutungen, dass Mengistu an einer psychischen Erkrankung leide.
Gleichzeitig wurden zudem rassistische Vorwürfe laut. Mengistu habe militärische Absperrungen in Nähe des Gazastreifens nur deshalb ungestört überwinden können, weil er eine dunkle Hautfarbe habe. »Wäre er ein ›weißer‹ Israeli gewesen, hätte man ihn gestoppt«, hieß es aus der äthiopischen Community, die seinen Namen auch bei den Demonstrationen gegen Rassismus und Diskriminierung in den vergangenen Wochen erwähnt haben soll. Vorwürfe, Israel habe sich nicht wirklich um Mengistus Rettung und Rückkehr gekümmert, weil er dunkelhäutig sei, wurden von Staatspräsident Reuven Rivlin persönlich zurückgewiesen.
Geisel Die Vorwürfe, das Verschwinden Avera Mengistus werde in den Medien nicht so thematisiert wie das des entführten Soldaten Gilad Schalit, erklärten Sicherheitskreise damit, dass man die beiden Fälle nicht miteinander vergleichen könne. Schalit habe als Soldat im Auftrag seines Landes nahe der Grenze zum Gazastreifen gedient, als er von der Hamas entführt und anschließend fünf Jahre als deren Geisel in Gefangenschaft war. Avera Mengistu hingegen sei aus noch ungeklärten Gründen in den Gazastreifen gelangt.
Die Hamas hat bislang keine Forderungen gestellt. Das führende Hamasmitglied Hassan Jusuf sagte einem Reporter, dass die Hamas erst Informationen preisgeben werde, wenn alle im Tausch für Gilad Schalit freigelassenen Häftlinge, die inzwischen wieder verhaftet wurden, auf freiem Fuß seien. Zufällig wurde einer von ihnen am Donnerstag in Bethlehem verhaftet, weil er Steine auf israelische Soldaten geworfen habe.
Über den zweiten im Gazastreifen verschwundenen Israeli ist noch weniger bekannt, zumal dessen Name weiterhin nicht veröffentlicht werden darf. Angeblich handelt es sich um einen Beduinen aus dem Süden Israels. Er sei schon mehrmals im Gazastreifen gewesen.