Zehntausende Israelis haben sich am Samstagabend in Tel Aviv versammelt, um an den vor 21 Jahren ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin zu erinnern. Bei der Gedenkveranstaltung auf dem Rabin-Platz übte Oppositionsführer Isaac Herzog scharfe Kritik am amtierenden Premier Benjamin Netanjahu und bekräftigte, seine Arbeitspartei werde sich nicht an der Regierungskoalition beteiligen.
Rabin-Platz In diesem Jahr organisierte die Arbeitspartei die mittlerweile traditionelle Gedenkveranstaltung in Tel Aviv, nachdem sich herausgestellt hatte, das für die Versammlung die Mittel fehlten. Yitzhak Rabin war am 4. November 1995 kurz nach einer großen Friedenskundgebung auf dem Platz der Könige Israels in Tel Aviv von dem jüdischen Rechtsextremisten Jigal Amir erschossen worden. Später wurde der Platz in Rabin-Platz umbenannt.
Gut ein halbes Jahr nach dem Mord und mehreren schweren Terroranschlägen der radikalislamischen Hamas Anfang 1996 in Israel hatte Netanjahu die Wahl zum Ministerpräsidenten im Juni 1996 für sich entschieden und seinen damaligen Gegenkandidaten Schimon Peres, der Rabin im Amt nachgefolgt war, knapp besiegt. Peres, der später Staatspräsident wurde, ist im vergangenen Monat gestorben.
Likud Oppositionsführer Herzog sagte am Samstagabend bei der Versammlung auf dem Rabin-Platz: »21 Jahre danach ist die Hetze dieselbe Hetze und der Regierungschef derselbe Regierungschef.« Er bezog sich dabei auf Äußerungen des Likud-Abgeordneten David Bitan. Wenige Stunden vor der Versammlung in Tel Aviv hatte Bitan laut einem Bericht der »Times of Israel« gesagt, der Mord an Rabin sei nicht politisch motiviert gewesen.
Herzog kritisierte, Netanjahu habe sich von diesen Äußerungen nicht distanziert. »Als der Vorsitzende der Regierungskoalition heute nicht zögerte, zu behaupten, der Mord an Rabin sei kein politischer Mord gewesen, saß er (Netanjahu) zuhause und sagte nichts«, so Herzog.
Werte Die Vorsitzende der Zionistischen Union, Zipi Livni, unterstrich bei der Versammlung in Tel Aviv: »Wir sagen ja zur Demokratie, zu einem gemäßigten Judentum, ja zum Frieden, ja zu den Werten, auf denen dieses Land begründet wurde.« Zionismus bedeute Gleichheit, die Verteidigung von Minderheiten sowie »Sicherheit für das Land Israel und keine isolierten Siedlungen«. Für diese Werte habe Jitzhak Rabin mit seinem Leben bezahlt.
2015 hatten etwa 100.000 Menschen, darunter auch Staatspräsident Reuven Rivlin und der frühere US-Präsident Bill Clinton, die Gedenkveranstaltung 20 Jahre nach dem Mord an Rabin besucht. Der amtierende US-Präsident Barack Obama war zugeschaltet worden und hatte eine Videobotschaft überbracht.