Corona-Krise

Zehntausend demonstrieren für Finanzhilfen

Samstagabend auf dem Rabinplatz in Tel Aviv Foto: Flash90

Mehr als Zehntausend Israelis haben am Samstagabend nach dem Ende des Schabbats für mehr finanzielle Unterstützung von der Regierung demonstriert. Es waren vor allem Selbstständige, Künstler und Kleinunternehmer, die auf den Rabinplatz in Tel Aviv gekommen waren, um ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach mangelnde Hilfe in Zeiten der Coronakrise kundzutun.

UNTERSTÜTZUNG Die Arbeitslosigkeit in Israel liegt noch immer bei rund 21 Prozent, und in den nächsten Wochen läuft für viele Menschen die Unterstützung vom Staat aus. Die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu hatte mehrfach angekündigt, Selbstständigen und Unternehmen finanziell besser unter die Arme greifen zu wollen.

Das neue Rettungspaket vom Finanzministerium, das eigentlich innerhalb der kommenden Tage umgesetzt werden sollte, wird nun allerdings frühestens im August bei den Betroffenen ankommen. Bürokratische und technische Schwierigkeiten seien der Grund, heißt es aus Jerusalem.

Viele Künstler und Selbstständige bemängeln, dass sie entweder keine finanzielle Unterstützung erhalten oder viel zu wenig.

Viele Geschäftsinhaber beklagen währenddessen die mangelnde Hilfe, vor allem nach dem zweiten partiellen Lockdown, bei dem unter anderem Bars, Nachtclubs, Fitnessstudios und Veranstaltungshallen zum zweiten Mal schließen mussten. Auch Künstler und Selbstständige bemängeln, dass sie entweder keine finanzielle Unterstützung erhalten oder viel zu wenig.

Boaz Meirtchik, der den Duplex-Nachtclub in Tel Aviv betreibt, sorgt sich um seine Zukunft. »Jetzt mussten wir zum zweiten Mal schließen. Doch darüber hinaus lohnt sich das Geschäft gar nicht mehr bei den ganzen Hygiene- und Gesundheitsregeln.« Er ist sicher, dass die gesamte Wirtschaft in ungeahnten Ausmaßen zusammenbrechen wird, wenn die Regierung nicht sofort agiert. »Der Plan von Netanjahu ist einfach nicht genug.«

SLOGAN Im Anschluss an die Demonstration waren einige Hundert durch die Stadt gezogen und hatten unter dem Slogan »Bibi go home« Straßen und Kreuzungen blockiert. Sie machen den Premierminister direkt für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten infolge des Coronavirus verantwortlich und verlangen, dass er zurücktritt.

Bei Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der Polizei kam es zum Einsatz von Tränengas und Pfefferspray. Drei Beamte wurden leicht verletzt, als einige gewaltbereite Teilnehmer Flaschen warfen, 20 Protestierende wurden festgenommen.

VERTRAUENSKRISE Einer der Organisatoren, der Vorsitzende der Restaurant- und Bar-Eigentümer, Schai Birman, sagte im israelischen Fernsehen, dass die Ausschreitungen nichts mit dem eigentlichen Protest zu tun hatten. »Die Demo verlief bis zum Ende vorbildlich. Wir sind gegen Gewalt.«

Allerdings meint er auch, dass es zu erwarten gewesen sei. »Die Regierung hat die Bevölkerung seit einem halben Jahr ignoriert. Wir sind an einem extremen Punkt in der Vertrauenskrise zwischen einer Nation und ihrem Anführer angelangt.«

Der stellvertretende Gesundheitsminister Yoav Kisch (Likud) erklärte die Demonstration zu einem »Terroranschlag auf die Gesundheit«. Finanzminister Yisrael Katz, ebenfalls Likud, verteidigte sie jedoch und betonte, »dass Demonstrationen zu einer Demokratie dazu gehören. Der Protest ist legitim«. Er verstehe das Anliegen und den Schmerz der Teilnehmer. »Unser Plan ist es, ein wirtschaftliches Sicherheitsnetz für Angestellte und Selbstständige für das kommende Jahr zu erstellen. Wir lassen niemanden auf der Straße.«

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025